Unter dem Titel „Anima-L“ zeigt das Museum Sammlung Prinzhorn am Universitätsklinikum Heidelberg vom 5. Dezember bis zum 30. März 2025 erstmals über 200 historische und zeitgenössische Werke der eigenen Sammlung mit Tiermotiven von Menschen mit Psychiatrieerfahrung. Diese wurden zwischen 1850 und heute geschaffen und sind Spiegelbilder für Emotionen und menschliches Verhalten, teilte die Sammlung Prinzhorn mit. Urtiere, fantastische Mischwesen oder Ungeheuer, aber auch erstaunlich realistische Naturstudien thematisierten Unheimliches, Unerklärliches und allzu Menschliches.
So zeigen Hans Wühr und Caterina Gendriess Urtiere und fantastische Geschöpfe, die am Beginn der Erde „Wirklichkeit gewesen sein könnten“. Vögel im Käfig erinnern Anstaltsinsassen an ihr eigenes Schicksal. Tiere mit menschlichen Gesichtszügen sind oftmals Untiere. Als Ungeheuer, Teufel oder Dämonen verkörpern sie das Bedrohliche, Unheimliche, Unaussprechliche. Ein Beispiel ist die „Teufelsziege“, die einem Patienten um 1926 im Wald erschienen war und von ihm in einer Kohlezeichnung umgesetzt wurde.
Gesellschafts- oder Psychiatriekritik wird humorvoll oder bissig in Szene gesetzt. So stellt Franz Hamminger Psychiater als Affen und Rhinozerosse dar, die ihre Patientinnen und Patienten schinden. Die Ausstellung endet mit Hybridwesen: Es werden Hybride zwischen Tier und Mensch, Pflanzen, Architektur oder Musikinstrumenten gezeigt. Neben fantastischen Tiermotiven werden jedoch auch spezifische Naturstudien präsentiert – die Besatzung der „Arche Noah“ ist von Insektenskizzen bis zu Raubtierdarstellungen vertreten.
Die Sammlung Prinzhorn ist Teil des Zentrums für Psychiosoziale Medizin am Universitätsklinikum Heidelberg. Ursprünglich als Lehrmittelsammlung konzipiert, wurde sie von 1919 bis 1921 von Hans Prinzhorn, dem damaligen Assistenzarzt an der Psychiatrischen Klinik der Universität Heidelberg, zu einer umfangreichen Forschungssammlung aus dem deutschsprachigen Raum ausgebaut. Die historische Sammlung umfasst derzeit etwa 8.000 Werke, während die neue Sammlung mit Arbeiten aus der Zeit nach 1945 insgesamt 32.000 Objekte ausmacht. (2736/05.12.2024)