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Ausstellung in Münster beleuchtet religiöse Körperbilder

Ein Zwitter-Gott, Burkinis und Tattoos: Eine neue Ausstellung in Münster zeigt, wie religiöse Vorstellungen den Umgang mit dem menschlichen Körper prägen – von der Antike bis heute.

Ein schwarz-weißes Foto. Darauf eine Frau mit einem Metallfächer in festlichem Kostüm. Neben mehreren Handreifen trägt sie eine pelzige Kopfbedeckung, umsäumt von Perlenketten. Ihr Gesicht ragt gen Himmel. Fast so, als wäre sie in einer anderen Welt. In der Vorstellung ihrer Glaubensgeschwister ist sie das auch. Die Candomble gehen davon aus, dass ihr Körper von einer Meeresgöttin erfasst wurde. So wird nach Überzeugung der vor allem in Brasilien verbreiteten Naturreligion das Göttliche im Menschlichen sichtbar.

Das Bild des Fotografen Pierre Verger ist nur eines von vielen Exponaten in der Ausstellung “Körper. Kult. Religion. Perspektiven von der Antike bis zur Gegenwart” in Münster. Die Schau wird von Freitag bis zum 26. Februar 2025 im Archäologischen Museum und im Bibelmuseum der Universität Münster gezeigt. Sie nimmt das Spannungsfeld von Körper und Religion in den Blick.

“Der Körper dominiert gesellschaftspolitische Debatten”, sagt die Mitorganisatorin und Ägyptologin Angelika Lohwasser. Als Beispiele nennt sie die Debatten um das Kopftuch, um Abtreibung und um die Anzahl der Geschlechter. Die Ausstellung lade dazu ein, diese Diskussionen aus religiöser Perspektive in den Blick zu nehmen.

Die Schau wird vom Exzellenzcluster “Religion und Politik” der Uni organisiert. Sie bildet den Auftakt eines Themenjahres “Körper und Religion”. Die Exponate stammen unter anderem aus dem Pariser Louvre und den Staatlichen Museen zu Berlin.

Unter ihnen ist etwa eine Statue des römischen Gottes Hermaphroditos, der sowohl männliche als auch weibliche Geschlechtsmerkmale aufweist, eine Nagelfetisch-Figur aus dem Kongo und die Nachbildung einer Totenmaske. Ein animiertes Video verdeutlicht am Beispiel eines Schwimmbads, wie sich Vorstellungen zu Körperbedeckungen unterscheiden. Zu sehen sind zum Beispiel Frauen in Burkinis.

Gezeigt werden Heilungs- und Reinigungsrituale, Askese und Fasten, Kopfbedeckungen und Tätowierungen oder Praktiken am toten Körper. “Religiöse Vorstellungen von Menschen, Göttern und jenseitigen Welten spiegeln sich im Umgang mit dem menschlichen Körper quer durch die Epochen und Kulturen wider”, so Lohwasser.

Die Schau gliedert sich in sieben Themenfelder. Das Archäologische Museum zeigt die Bereiche “Göttliche Gestalten”, “Geschlechterrollen?”, “Religion und Heilung” und “Nach dem Tod”. Im Bibelmuseum werden die Themenfelder “Rituale des Lebens”, “Reinheit für Geist und Körper” und “Entkörperlichung” behandelt.

Der Bereich “Geschlechterrollen?” sei bewusst mit einem Fragezeichen versehen, erklärt Lohwasser. So werde die Annahme infrage gestellt, dass Geschlechterbilder unveränderlich sind. Während etwa Papst Franziskus dafür plädiere, dass Frauen keine geistlichen Ämter übernähmen, sei dies bei den alten Ägyptern nicht ungewöhnlich gewesen. Zeuge dafür ist die Statue einer ägyptischen Gottesgemahlin, die das höchste weibliche Priesteramt ausübte.

Neben den Unterschieden zwischen christlichen und nicht-christlichen Religionen nimmt die Ausstellung auch Gemeinsamkeiten in den Blick. Eine große Landkarte im Archäologischen Museum verdeutlicht, in welchen Teilen der Welt es üblich war, Tote zu mumifizieren.

Zu Beginn erhalten Ausstellungsbesucher eine besondere Art von Eintrittskarte. Sie besteht aus Kartonstücken, die Besucher ausstanzen und zur Abstimmung in Plastikrohre einwerfen können. “Ist es vorteilhaft, einem bestimmten Geschlecht anzugehören?”, ist eine der Fragen, die mit “Ja”, “Nein”, oder “Unentschieden” beantwortet werden können.

Beim Thema körperliche Erfahrung kann wohl jeder Besucher mitreden. Lohwasser: “Jeder von ihnen hat einen Körper, spürt einen Körper und drückt sich über den Körper aus.”