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Aufschlag mit Jesu Oma Anna

Mit Heiligen Schriften, sakraler Kunst und darüber hinaus bis hinein ins Frühjahr 2020 allerlei kruden Theorien unter anderem zur Mondlandung befassen sich Museen in Nordrhein-Westfalen in ihren Schauen.

Heilige Schriften, sakrale Kunst und krude Theorien beschäftigen in diese Jahr Museen in Nordrhein-Westfalen. Ausstellungshäuser wie das Wallraf-Richartz-Museum in Köln, die Ludwiggalerie in Oberhausen und das Landesmuseum für Klosterkultur in Lichtenau-Dalheim zeigen Ausstellungen zu religiösen Themen. Dabei geht es etwa um die Kunstsammlung der Jesuiten, die sieben Todsünden und die Großmutter von Jesus Christus.

Sieben Todsünden als künstlerisches Motiv

Den Auftakt machte am 10. Fe­bruar die Ausstellung „Anna lehrt Maria das Lesen – Zum Annenkult um 1500“ im Kleinen Schloss der Ludwiggalerie Oberhausen. Die Schau präsentiert bis zum 12. Mai die französische Steinskulptur „Die Unterweisung Mariens“ aus der Mitte des 15. Jahrhunderts, die zeigt, wie Anna ihre kleine Tochter Maria, die Mutter Jesu, im Lesen unterweist. Diese Bildthematik habe sich im Kontext der Annenverehrung entwickelt und im Barock an Popularität gewonnen, hieß es. Die Ausstellung zeigt auch weitere Bildmotive aus der Annenverehrung, die bis ins 19. Jahrhundert anhielt, sowie Darstellungen des späteren Lebens von Maria.
Im Rahmen der jüdischen Kulturtage zeigt das Clemens Sels Museum in Neuss vom 2. bis 22. April 26 Bilder des russisch-jüdischen Künstlers Anatoli L. Kaplan (1902-1980). Die Farblithografien aus der Sammlung von Tanya Rubinstein-Horowitz stammen aus dem Malerbuch „Der behexte Schneider“ zur Geschichte von Scholem Alejchem (1859-1916), der als einer der Gründerväter der jiddischen Literatur gilt.
Am 3. Mai startet im Kloster Bent­lage im münsterländischen Rheine das Ausstellungsprojekt „Saligia/Sieben“, das sich mit den sieben Todsünden als künstlerischem Motiv beschäftigt. Die Wanderausstellung mit Werken von sieben Künstlern wird auf sieben Pkw-Anhängern durch Westfalen reisen und soll unter anderem auch in Saerbeck und Herne gezeigt werden.
Das Kölner Wallraf-Richartz-Museum widmet sich vom 24. Mai an erstmals den Meisterzeichnungen aus seiner Jesuitensammlung, die in den 1880er Jahren als Dauerleihgabe in das Ausstellungshaus kam. Anhand von 90 Zeichnungen will die Schau „Wir – Glauben – Kunst“ bis zum 18. August den besonderen Charakter der Sammlung ergründen. Dabei gehe es etwa um die Fragen, nach welchen Kriterien der Orden sammelte und wo er seine Zeichnungsbestände kaufte. Daneben geht die Schau der eigenen Bildtheologie der Jesuiten nach.
Im Herbst dann zeigt das Wallraf-Richartz-Museum den kostbaren „Amsterdam Machsor“. Das jüdische Gebetbuch aus dem 13. Jahrhundert wird erstmals seit 50 Jahren wieder in Köln zu sehen sein. Die Schau „Der Amsterdam Machsor – Ein Schatz kehrt heim“ präsentiert vom 13. September bis 12. Januar die reich verzierte Handschrift, die ein Einzelstück ist und zu den ältesten noch erhaltenen hebräischen illuminierten Manuskripten im deutschsprachigen Raum gehört. Der Landschaftsverband Rheinland (LVR) erwarb sie 2017 zusammen mit dem Jüdischen Historischen Museum Amsterdam.
Im Wallraf-Richartz-Museum werde das Buch im Fenstersaal mit Blick auf den künftigen Standort des MiQua, des Jüdischen Museums im Archäologischen Quartier, präsentiert, hieß es. Damit kehre die Schrift ganz nah an jene mittelalterliche Synagoge zurück, in der sie vor über 700 Jahren erstmals verlesen wurde. Auf insgesamt 331 Pergamentseiten enthält der „Amsterdam Machsor“ den spezifischen Kölner Ritus mit Gebeten und liturgischen Gedichten.
Mit Verschwörungstheorien beschäftigt sich das Landesmuseum für Klosterkultur in Lichtenau-Dalheim vom 18. Mai bis 22. März 2020. Die Sonderschau fragt nach der Entstehung, Funktion und Wirkungskraft von Verschwörungstheorien in Gesellschaften, politischen Systemen und Religionen. Es geht unter anderem um Theorien zur Mondlandung, den Freimaurern und sogenannten „Chemtrails“ am Himmel.
Im Freilichtmuseum Kommern wird am 21. Juli die Notkirche aus Overath eröffnet. Die sogenannte Diasporakapelle entwarf der Architekt Otto Bartning nach dem Zweiten Weltkrieg vor allem für die Flüchtlinge evangelischen Glaubens aus den besetzten Gebieten im Osten, die in den Rheinisch-Bergischen Kreis kamen. Die Notkirche wurde 2017 in Overath abgebaut und ins Freilichtmuseum in Kommern versetzt, wo sie nach und nach wieder aufgebaut wurde. epd

Öffnungszeiten der Ausstellungen: Oberhausen, dienstags bis sonntags, 11-18 Uhr; Neuss, dienstags bis samstags, 11-17/18 Uhr (sonntags); Kloster Bentlage, dienstags bis samstags, 14-18 Uhr, sonn- und feiertags, 10-18 Uhr; Köln, dienstags bis sonntags, 10-18 Uhr; Kloster Dalheim, dienstags bis sonntags, 10-18 Uhr; LVR-Landesmuseum Kommern, montags bis sonntags, 9-19 Uhr. Internet: www.ludwiggalerie.de (Oberhausen), www.clemens-sels-museum-neuss.de (Neuss), www.kloster-bentlage.de (Rheine), www.wallraf.museum (Köln), www.lwl.org/LWL/Kultur/kloster-dalheim/ (Lichtenau-Dalheim), www.kommern.lvr.de (Mechernich-Kommern).