BIELEFELD – Die Evangelische Kirche von Westfalen hat ein wichtiges Leitungsamt neu besetzt: Der Dortmunder Superintendent Ulf Schlüter wird neuer Theologischer Vizepräsident der viertgrößten deutschen Landeskirche und damit Stellvertreter von Präses Annette Kurschus. Die Landessynode wählte den 55-jährigen Theologen zum Nachfolger von Albert Henz (63), der in den Ruhestand geht. Der Amtswechsel erfolgt am 1. Juli 2018, die Amtszeit beträgt acht Jahre. Zum Abschluss seiner Jahrestagung verabschiedete das Kirchenparlament auch den Haushalt für das kommende Jahr.
Schlüter setzte sich bei der Wahl mit 95 zu 53 Stimmen gegen den 53-jährigen Leiter des Instituts für Aus-, Fort- und Weiterbildung der westfälischen Kirche, Peter Böhlemann, durch. Seine genauen Aufgaben als neues Mitglied der westfälischen Kirchenleitung sollen erst noch festgelegt werden. Schlüter kündigte aber bereits an, er wolle für Verständigung zwischen den Leitungsorganen sowie zwischen der Landeskirche und ihren 28 Kirchenkreisen sorgen. Er wolle Kirche leiten „auf der Höhe der Zeit, für alles Volk und mitten in der Welt“.
Schlüter wuchs im Ruhrgebiet auf und studierte Theologie in Bielefeld-Bethel und Bochum. Er war fast 20 Jahre Pfarrer in Dortmund-Asseln, bevor er 2014 zum ersten Superintendenten des Kirchenkreises Dortmund gewählt wurde, der aus der Vereinigung von vier Kirchenkreisen hervorging. Schlüter ist verheiratet und Vater zweier erwachsener Kinder.
Im kommenden Jahr wird die westfälische Kirche nach dem Haushaltsbeschluss mit einem Gesamt-Etat von 341,4 Millionen Euro wirtschaften, das sind 1,6 Millionen Euro mehr als in diesem Jahr. Aus Kirchensteuern erwartet die 2,3 Millionen Mitglieder zählende Kirche offiziell Einnahmen in Höhe von 490 Millionen Euro. Davon erhalten die 28 Kirchenkreise und 494 Gemeinden 303,4 Millionen Euro. Sie müssen davon die regulären Pfarrstellen finanzieren.
Die Landeskirche bekommt von den Kirchensteuer-Einnahmen für ihre unmittelbaren Aufgaben 43 Millionen Euro. Ihr allgemeiner Haushalt hat ein Volumen von 52,6 Millionen Euro. Die Pfarrbesoldung schlägt als größter Ausgabeposten im Gesamthaushalt der Landeskirche mit 230,1 Millionen Euro zu Buche.
In einer Erklärung forderte die Synode eine finanzielle Entlastung von Helfern, die für syrische Bürgerkriegsflüchtlinge gebürgt haben. An das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge appellierte die Landeskirche, eine „Glaubens- oder Gewissensprüfung“ von christlich getauften Asylsuchenden zu unterlassen. In einem weiteren Beschluss bekräftigte das Kirchenparlament die Forderung, allen Flüchtlingen den Nachzug von Familienangehörigen zu ermöglichen.
In einem weiteren Papier plädierte die Landessynode für die Abschaltung von Kohlekraftwerken und einen stärkeren Ausbau erneuerbarer Energien. Damit Deutschland sein Klimaziel von einer Treibhausgas-Reduktion um 40 Prozent bis zum Jahr 2020 noch erreichen kann, seien ein Klimaschutz-Sofortprogramm und eine Mobilitätswende nötig.
Die geplante Verdoppelung der Zahl verkaufsoffener Sonntage in Nordrhein-Westfalen auf acht pro Jahr kritisierte die evangelische Landeskirche als fatales Signal. Die Synode warnte vor einer zunehmenden Ökonomisierung aller Lebensbereiche.
Weitere Themen waren die Zukunft des Pfarrdienstes (siehe unten) und ein Ausblick auf die Jahrestagung 2018, die sich schwerpunktmäßig mit dem Thema „Kirche in der Migrationsgesellschaft“ befassen soll. epd
Artikel teilen:
Auf der Höhe der Zeit
Dortmunder Superintendent Ulf Schlüter wird neuer theologischer Vizepräsident der westfälischen Kirche. Haushalt und weitere Beschlüsse
