Kiel. Im Kieler Landeshaus ist am Dienstag eine Ausstellung eröffnet worden, für die Frauen in der Nordkirche eineinhalb Jahre lang auf Spurensuche gegangen sind. Unter dem Motto "… von gar nicht abschätzbarer Bedeutung – Frauen schreiben Reformationsgeschichte" forschten Frauen in Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern nach Frauen aus ihrer Gegend, die reformatorisch gewirkt haben. Schirmherrin ist die frühere Hamburger Bischöfin Maria Jepsen. Anlass für die Wanderausstellung ist das Reformationsjubiläum 2017. Weitere Ausstellungsorte sind Schwerin, Lübeck, Hamburg, Schleswig, Berlin und Wittenberg.
"In der historischen Forschung standen bislang die Männer im Fokus der Aufmerksamkeit", sagte Landtagspräsident Klaus Schlie (CDU) bei der Eröffnung Die Ausstellung zeige, wie sehr sich auch Frauen engagierten und einsetzten. Synodenpräses Andreas Tietze würdigte den Mut der ausgestellten Persönlichkeiten. Mit ihrer Courage seien sie Vorbilder für Frauen und Männer, "ein eigenes politisches Bewusstsein zu entwickeln und sich, wo notwendig, mutig gegen den gesellschaftlichen Mainstream zu stellen".
Archive durchstöbert
Für die Ausstellung wurden 60 reformatorisch engagierte Frauen aus Archiven, Kirchenbüchern und persönlichen Erinnerungen aufgespürt. 20 Biografien von ihnen zeigt die Wanderausstellung. Ihr Wirken werde nicht auf üblichen Messewänden, sondern "durch Lichtkörperinstallationen aus dem Dunkeln der Geschichte ans Licht geholt", sagte Ulrike Koertge, Leiterin des Frauenwerks der Nordkirche.
In der Schau werden Persönlichkeiten wie Dorothee Sölle (1929-2003), Annemarie Grosch (1914-2005) und Elisabeth Haseloff (1914-1974) vorgestellt. Haseloff wurde 1959 als bundesweit erste Frau in Lübeck zur Pastorin ordiniert. "Der Herr Pastor ist – eine Frau", schrieb 1959 die Illustrierte "Quick". Zentrales Anliegen der Ausstellung sei es, nachzuspüren, wie der Prozess der Reformation in den fünf Jahrhunderten nach 1517 im Gebiet der Nordkirche fortgeführt wurde, erklärte Projektleiterin Kerstin Klein vom Frauenwerk.
Die Frauen waren Vorkämpferinnen der Reformation im Norden. Sie förderten als Mäzeninnen Gesang und Bibeldruck, begründeten die diakonische Idee, waren erste Missionarinnen. Die Frauen traten für Humanismus in Kriegszeiten ein, kämpften für die Frauenordination, wurden Pionierinnen der evangelischen Frauenarbeit, machten feministische Theologie populär und engagierten sich ehrenamtlich in politischen Kampagnen.