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Arte-Doku erforscht das Rätsel der Zeit

Zeit ist ein schwer zu fassendes Phänomen. Sie betrifft jeden Menschen und ist doch gefühlt individuell. Der Dokumentarfilm „Was ist Zeit? – Das ewige Rätsel“ auf Arte versucht eine Annäherung.

Uhren sind aus dem heutigen Leben nicht mehr wegzudenken
Uhren sind aus dem heutigen Leben nicht mehr wegzudenkenZDF / Jan Prillwitz

Zeit vergeht für jeden und jede anders. Das klingt erstmal paradox, denn nie konnte Zeit genauer gemessen werden als heute. Wie beispielsweise mit einer Atomuhr. Diese Uhren geraten in 300 Millionen Jahren nur eine Sekunde außer Takt. Mit Hilfe der atomaren Zeitmessung wird auch die Weltzeit erstellt, indem alle Atomuhren der Welt synchronisiert werden. So entsteht die Zeit, die alles am Laufen hält, im selben Takt – überall.

Aber dieser Takt entspricht nicht dem, der die Menschen antreibt. Ein Experiment aus dem Jahr 1962: Der französische Höhlenforscher Michel Siffre will mit seinen Begleitern zwei Monate in einer Gletscherhöhle 130 Meter unter der Erde verbringen. Ohne Uhren und Tageslicht. Dieser Versuch zeigt: Die innere Uhr tickt länger als 24 Stunden. Nach 58 Tagen war das Empfinden der Forscher, dass sie nur 25 Tage unter der Erde verbracht hätten. Das war eine bahnbrechende Erkenntnis für Chronobiologie.

Der Nil als Zeitgeber im alten Ägypten

Das ist nur eins der Experimente, das die Dokumentation zum Rätsel „Zeit“ zeigt. Und es zeigt, dass Zeitempfinden etwas anderes ist, als die Zeiteinteilung, denen das tägliche Leben unterworfen ist. Das Leben der frühen Menschen wird von immer wiederkehrenden Zyklen geprägt. Aussaat und Ernte bestimmen Rhythmus der frühen bäuerlichen Gesellschaften. In Ägypten ist der Nil Zeitgeber. Wiederkehrende Feste richten sich nach dem Mondkalender. Der ist ungenau, weil ein Schalttag fehlt. Der kam erst 45 vor Christus durch Julius Caesar, der alle vier Jahre einen Schalttag einführen lässt, damit der Kalender dem Sonnenjahr entspricht. Dieser Kalender eröffnet die Möglichkeit einer gleichen Zeit in allen Teilen des weiten römischen Reiches.

Auch das Christentum hat keinen unerheblichen Anteil an unserem heutigen Umgang mit Zeit. 529 gründete Benedikt von Nursia eine Abtei. Darin wurde das Leben nach der Kerzenuhr ausgerichtet, die zum Gebet rief. Es gab damit verbindliche Zeiten zum Beten, die eingehalten werden mussten. Diese von Menschen gemachte Zeiteinteilung widersprach der natürlichen Zeit. „Künstliche“ Zeit bringt Ordnung in das Leben. Aber sie wird Menschen aufgezwungen.

“Künstliche Zeit” bringt Ordnung ins Leben

Der Dokumentationsfilm „Was ist Zeit – Das ewige Rätsel“ von Jens Monath geht ein schwieriges und komplexes Thema von unterschiedlichen Seiten an. Dabei kommt er zu erstaunlichen Erkenntnissen. Zeit ist etwas, was die Menschen von jeher fasziniert und natürlich auch im täglichen Leben betrifft. Aber Zeit hat auch philosophische Dimensionen, die zumeist im Hintergrund bleiben. Und wer endlich wissen will, warum die Zeit mit zunehmendem Alter immer schneller zu vergehen scheint, sollte sich diesen Film nicht entgehen lassen.

Was ist Zeit? – Das ewige Rätsel. Arte, Samstag, 24. August, 20.15 Uhr. In der Arte-Mediathek bis 22. September.