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Armee: Feuer nach Luftangriff möglicherweise Todesursache

Erste Erkenntnisse der israelischen Armee lauten: Möglicherweise seien Gaza-Zivilisten in einem Feuer ums Leben gekommen, das nach einem Luftangriff auf Rafah ausbrach. Der Vorfall kostete Dutzende Menschen das Leben.

Ein Feuer, das nach einem Luftangriff auf die palästinensische Stadt Rafah im Süden des Gazastreifens ausbrach, hat möglicherweise palästinensische Zivilisten getötet: Das ergaben nach Angaben von Israels Regierungssprecher Avi Hyman (Montag) erste Untersuchungen der israelischen Armee.

Der Luftangriff galt laut Hyman zwei Hamas-Kommandeuren, die “mit israelischem Blut getränkt” seien. Israel versuche bei seinem Krieg gegen die Hamas, zivile Opfer zu vermeiden. “Jeder Verlust von Menschenleben unter der Zivilbevölkerung ist schwerwiegend und furchtbar”, so der Regierungssprecher.

Bei dem Angriff am Sonntagabend wurden nach Angaben des von der Hamas geführten Gesundheitsministeriums in Gaza in einem Zeltlager für binnenvertriebene Palästinenser 45 Menschen getötet und Dutzende verletzt. Insgesamt tötete die israelische Armee laut dem Ministerium in den vergangenen 24 Stunden 66 Menschen in Gaza. Rund 380 wurden verletzt. Die Zahl der Todesopfer seit Kriegsbeginn am 7. Oktober gibt die Behörde mit rund 36.000 an. Die Angaben sind nicht unabhängig zu überprüfen.

Die Welt reagierte mit Entsetzen und Forderungen nach einem sofortigen Waffenstillstand. “Diese Operationen müssen aufhören. Es gibt keine sicheren Gebiete in Rafah für palästinensische Zivilisten”, sagte etwa Frankreichs Präsident Emmanuel Macron auf “X”. Der Sprecher des palästinensischen Präsidenten Mahmud Abbas, Nabil Abu Rudeineh, bezeichnete Israels Vorgehen als gezielten Angriff auf eine schutzsuchende Bevölkerung. Jordaniens Außenministerium sprach von Kriegsverbrechen.

Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell verurteilte den Angriff auf Flüchtlinge “auf das Schärfste”; das ist die deutlichste diplomatische Formulierung. Israel warf er auf X vor, seine Militäraktionen entgegen der Anordnung des Internationalen Gerichtshofs (IGH) fortzusetzen. Auch Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) forderte laut Berichten, das bindende Urteil des obersten UN-Gerichts müsse respektiert werden. Zahlreiche Länder forderten laut Medienberichten zudem die Einfuhr humanitärer Hilfe nach Gaza.

Nach Angaben des israelischen Regierungssprechers Hyman erreichten am Sonntag insgesamt 360 Lastwagen mit Hilfsgütern den Gazastreifen, darunter 124 Lastwagen, die aus Ägypten kommend über den Grenzübergang Kerem Schalom abgefertigt wurden. Die Zahl der Hilfslieferungen in der vergangenen Woche gab Hyman mit 1.981 Lastwagen an, zusätzlich zu 284 LKW, die über das UN-Palästinenserhilfswerk UNRWA nach Gaza kamen.

Seit dem Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober und dem anschließenden Krieg im Gazastreifen seien 192 Mitarbeiter des Hilfswerks getötet worden, erklärte UNRWA-Generalsekretär Philippe Lazzarini laut Redemanuskript am Montag vor Medien. 14 der 16 Geldgeber des Hilfswerks, die nach Anschuldigungen gegen UNWRA-Mitarbeiter in Gaza ihre Beiträge vorerst eingefroren hatten, nahmen laut Lazzarini unterdessen ihre Zahlungen wieder auf, darunter alle EU-Länder.

Am Freitag hatte der Internationale Strafgerichtshof Israel aufgefordert, jede Militäroperation in Rafah unverzüglich einzustellen. Weiter untersagte das Gericht Israel jegliche andere Aktion, die eine Vernichtung der palästinensischen Bevölkerung insgesamt oder in Teilen zur Folge haben könnte.