Immer mehr Geflüchtete oder Menschen aus Nicht-EU-Ländern suchen wegen arbeitsrechtlicher Probleme Hilfe. Der Bedarf an Beratungen sei enorm, bei steigender Tendenz, erklärte Jens Nieth, Leiter der Bundesfachstelle Faire Integration mit Sitz in Düsseldorf, am Mittwoch in Saarbrücken. Allein 2023 hätten die 26 Beratungsstellen bundesweit insgesamt 13.288 Beratungen durchgeführt. Dabei gehe es etwa um zu wenig oder gar nicht gezahlten Lohn, Kündigungen oder untergeschobene Aufhebungsverträge.
Die meisten Ratsuchenden kamen den Angaben zufolge aus Syrien, der Ukraine, Afghanistan, der Türkei und dem Irak. Sie arbeiteten am häufigsten in den Branchen Verkehr und Lager/Logistik, im Hotel- und Gaststättengewerbe und dem Dienstleistungssektor. Die Beraterinnen und Berater leisteten aber nicht nur rechtliche Unterstützung, sondern informierten auch über das Sozialsystem, betonte Nieth. „Das trägt enorm zum Verständnis über das Leben in Deutschland bei und schützt die Menschen vor Ausbeutung.“
Im Saarland ist die Beratungsstelle Faire Integration für Menschen mit Fluchthintergrund und Drittstaatler seit sechs Jahren bei der Arbeitskammer angesiedelt, die am Mittwoch eine Bilanz ihrer bisherigen Arbeit zog. In dieser Zeit seien über 2.200 individuelle Beratungen im Arbeits- und Sozialrecht erfolgt, auf Russisch, Arabisch, Serbokroatisch, Englisch und Deutsch, erklärte der Leiter der Beratungsstelle, Egbert Ulrich. Hinzu kämen knapp 700 Teilnehmer von Sprachkursen, die über die Rechte in der Erwerbsarbeit aufgeklärt wurden, sowie rund 1.500 Kontakte bei Infoaktionen etwa in der Fleischindustrie, bei Kurierdiensten und auf LKW-Raststätten, auf Baustellen oder im Reinigungsgewerbe.
Das Schwierigste sei häufig, die Betroffenen dazuzubekommen, überhaupt zu klagen, berichtet Beraterin Elina Schilo-Stumpf. „Das hat kulturelle Gründe und liegt bei Geflüchteten vor allem am Aufenthaltsstatus.“ Viele hätten Angst, den Arbeitgeber zu verlieren – „und sei er auch noch so schlecht und ausbeuterisch“.