Benjamin Weinthal ist israelischer Journalist und Writing Fellow for the Middle East Forum, er schreibt unter anderen für die Jerusalem Post. Er nahm Anstoß an Äußerungen des Beauftragten gegen Antisemitismus und für jüdisches Leben der Baden-Württembergischen Landesregierung, Michael Blume, der auch auf evangelische-zeitung.de zu Wort gekommen ist. Wir haben Benjamin Weinthal um eine Stellungnahme gebeten.
Tischa b’Aw wird als der Tag der Katastrophe im Judentum verstanden und wurde in der vergangenen Woche am Montag und Dienstag als Fast- und Trauertag begangen. Der Terrorstaat Islamische Republik und die von ihm finanzierte islamische Terrororganisation Hisbollah wollten den jüdischen Staat laut westlichen Geheimdiensten am Tischa b’Aw angreifen. Tischa b’Aw erinnert hauptsächlich an die Zerstörung des Ersten und Zweiten jüdischen Tempels in Jerusalem. Auch wir in Jerusalem bereiten uns jetzt auf den bevorstehenden Angriffskrieg des iranischen Regimes und der Hisbollah gegen Israel vor.
Anti-israelische Stimmung in Deutschland
Da schmerzt es besonders, wenn in einem Teil der deutschen Gesellschaft noch immer eine leidenschaftliche antiisraelische und teils antisemitische Stimmung herrscht. Der Antisemitismus aus dem linken Spektrum ist jetzt erst in das Bewusstsein der Öffentlichkeit geraten. Aber es gibt weitere Beispiele und manchmal muss man schon genau hinsehen.
Michael Blume, CDU, seit 2018 der Beauftragte gegen Antisemitismus und für jüdisches Leben der Baden-Württembergischen Landesregierung, behauptet gegenüber der dpa, dass Israels Premierminister Netanjahu mit seinem Verhalten dem Kampf gegen Antisemitismus „einen Bärendienst“ erweise. „Wir merken deutlich, dass der israelbezogene Antisemitismus stark zunimmt, Rechtsextremisten aus Israel, den USA und Europa, aber auch die Regierung Netanjahu benutzen den Antisemitismus-Vorwurf inflationär und instrumentalisieren ihn – das hilft uns überhaupt nicht, wenn wir Antisemitismus ehrlich bekämpfen wollen.“
Roman Haller: “Antisemitismus pur”
Der Holocaust-Überlebende Roman Haller, Direktor der Jewish Claims Conference a.D., schrieb dazu an Blume: „Was Sie da von sich geben, ist Antisemitismus pur.” Denn: Blumes Argumentation ist die typische Täter-Opfer Umkehr: Die Juden sind selbst schuld am Antisemitismus. Denkt man Blumes Argumentation zu ende, hätte Israel kein Recht, sich zu verteidigen und macht allen Mut, die Israel als Staat auslöschen wollen.

Blume hat sich trotz der Aufforderung von Haller bis heute nicht entschuldigt, auch Presseanfragen an Daniela Ludwig (CSU-MdB), die die Beauftragte für das jüdische Leben in Deutschland und für die Beziehungen zum Staat Israel für die CDU-CSU ist, bleiben unbeantwortet.
Ich plädiere dafür, dass die deutsche Gesellschaft sich das Modell des American Israel Public Affairs Committee (AIPAC) zur Organisation für die Sicherheit Israels zu eigen machen muss, um Juden und Israel aufrichtig und effektiv solidarisch zu unterstützen. Deutschland braucht dringend eine solche unabhängige pro-israelische Organisation, die von Deutschen gegründet und finanziert wird – ohne Kontrolle oder Einmischung durch die Regierung, die schnell Kampagnen betreiben könnte, um z. B. eine Abwahl antiisraelischer und antisemitischer Politiker und Beauftragter, wie Blume u.a., durchzusetzen.