Zum 79. Jahrestag der Befreiung des ehemaligen Konzentrationslagers Bergen-Belsen an diesem Sonntag (5. Mai) hat der niedersächsische Antisemitismus-Beauftragte Gerhard Wegner die Bedeutung der Erinnerungsarbeit betont. Es lebten nur noch wenige Menschen, die von ihrem Leid unter den Nationalsozialisten berichten könnten, erklärte er am Donnerstag in Hannover. Allerdings gebe es heute technische Möglichkeiten wie etwa die sozialen Medien, die zeigen könnten, ob und wie ein derartiger Zivilisationsbruch heute wieder geschehen könne.
Damals wie heute agitierten die Nazis gegen die vermeintlich „ortlosen“ Liberalen, für die Bewahrung einer angeblich idyllischen Heimat und die „Renaturalisierung der Familie“. Dabei werde den Frauen eine traditionelle Rolle zugewiesen und den Männern eine angebliche Kriegernatur unterstellt. „All das ist wieder da und kann heute wie damals nur mit Gewalt durchgesetzt werden“, sagte Wegner. Dies könne alles beim Vorsitzenden der AfD-Fraktion im Thüringer Landtag, Björn Höcke, nachgelesen werden.
Wegner warb für eine moderne Erinnerungskultur mit jungen und insbesondere auch jüdischen Stimmen. „Sie stehen neben der Erinnerung an Geschehenes für das aktuelle jüdische Leben ein und können so neue persönliche Bezugspunkte für das Hier und Jetzt schaffen.“ Dabei gehe es weniger um das, was damals geschehen sei, „sondern um die Vergegenwärtigung des Bösen im Heute – um es heute zu erkennen und entschlossen bekämpfen zu können“.