Altbischof Leo Nowak feiert seinen 95. Geburtstag, beharrt aber beim Thema Kirchen-Reformen nicht auf Althergebrachtem. Mehr Tempo, Pflichtzölibat, Weiheämter – da hat er seine spezielle Meinung.
Nach Ansicht des Magdeburger Altbischofs Leo Nowak (95) steht außer Frage, dass es Reformen in der katholischen Kirche braucht. “Und ich würde mir manchmal wünschen, dass es damit schneller voranginge”, sagte Nowak, der am Sonntag seinen 95. Geburtstag feierte, im Interview dem Portal katholisch.de in Bonn.
Seiner Meinung nach sei es wichtig, die Zeichen der Zeit wahrzunehmen und mit ihnen umzugehen. “Wir leben heute nicht mehr im Mittelalter, sondern im 21. Jahrhundert, das andere Antworten erfordert als frühere Zeiten. Deshalb sollte man genau schauen, welche Regeln und Traditionen der Kirche es wert sind, bewahrt zu werden und welche nicht”, so der ehemalige Bischof von Magdeburg.
Als Beispiel nannte er die Frage des Amtes in der Kirche. “Wir sind es in der katholischen Kirche gewohnt, Ämter und Aufgaben vor allem geweihten Amtsträgern zu übertragen. Die große Mehrheit der Katholiken sind dagegen nur passive Konsumenten. Das wird angesichts des zunehmenden Priestermangels auf Dauer aber nicht mehr funktionieren”, sagte Nowak. Die Aufgaben in der Kirche müssten deshalb auf viel mehr Schultern verteilt und die Laien stärker eingebunden werden.
Zum Thema einer Änderungen der Verpflichtung zum Zölibat erklärte der Jubilar: “Nach neutestamentlichem Befund ist die Ehelosigkeit ein Rat. Diesen Ratschlag dürfen wir nicht ausschlagen.” Es seien vornehmlich dabei die Ordensgemeinschaften gefragt. “Für die Berufung zum priesterlichen Dienst sollten nicht zuerst die Frage nach dem Geschlecht oder der Ehe stehen. Die Freude am Evangelium, die Liebe zu Gott, zum Nächsten und sich selbst sind die Bedingungen, die nicht hoch genug eingeschätzt werden können”, unterstrich Nowak.
Nowak wurde am 17. März 1929 in Magdeburg geboren und dort 1956 zum Priester geweiht. Papst Johannes Paul II. ernannte ihn 1990 zum Bischof und Apostolischen Administrator in Magdeburg. Die Bischofsweihe fand am 24. März 1990 statt. Mit der Errichtung des Bistums Magdeburg 1994 im Zuge der deutschen Wiedervereinigung wurde Nowak zum ersten Bischof des Bistums ernannt. Von 1991 bis 1996 leitete er zudem die Jugendkommission der Deutschen Bischofskonferenz. Seit 2004 ist Nowak im Ruhestand.