Gaming-Tipp: Der “Microsoft Flight Simulator 2024” bietet per Streaming ein komplettes Abbild unserer Erde. In der Kurzkritik gibt es “Empire of the Ants”.
Gamer oder Simmer? Das ist stets dann die Frage, wenn es um Flugsimulatoren geht. Denn während Spieler es eben genau so angehen, spielerisch, folgen ernsthafte Sim-Piloten so weit möglich allen Regeln und Routinen der echten Luftfahrt: Die Flüge werden ordentlich geplant und mit dem Verkehr im Luftraum abgestimmt, geflogen wird in Echtzeit. Komplexität, Wiederholungen oder Langeweile sind nichts, was es unbedingt zu vermeiden gilt, sondern zeichnen den wahren FluSi-Enthusiasten aus.
Mit dem “Flight Simulator 2020” versuchte der Microsoft-Konzern vor rund vier Jahren, beide Lager zu vereinen. Als Anreiz dienten nicht nur ultrarealistische Nachbauten echter Flugzeuge und Flughäfen, sondern eine 1:1-Nachbildung des Globus, ermöglicht durch immer schnellere Datenverbindungen und einen immensen technischen Aufwand, um das 3D-Abbild unserer Erde auf dem neuesten Stand zu halten.
Unfassbare 2 Petabyte (2000 Terabyte) an detaillierten Luftaufnahmen werden dafür im “Flight Simulator 2024” über die Cloud in die Wohnzimmer gestreamt. Für manch einen Simmer zu viel des Guten: Die grafische Opulenz geht nach ihrer Meinung auf Kosten seriöser Flugleidenschaft. Mit einer ausreichend schnellen Datenverbindung und leistungsstarker Hardware kommt man allerdings kaum umhin, sich vom umwerfenden Detailgrad sowie der Faszination mitreißen zu lassen, im Cockpit eines digitalen Flugzeugs über die Dächer seiner eigenen Heimatstadt hinweg schweben zu können.
Bis es so weit ist, sollte man allerdings ein nicht ganz leichtes Trainingsprogramm absolvieren. Man startet mit dem Erwerb einer Privatfluglizenz und einer klassischen Cessna 172. Im Modus “Freier Flug” kann man sich auch einfach ans Steuerhorn eines bereits abgehobenen Fliegers setzten, bringt sich dann aber um das Triumphgefühl, zum ersten Mal einen ordentlichen Start und, wohl noch wichtiger, eine unfallfreie Landung hinbekommen zu haben.
Und klar, für Simmer ist ein solcher Schnellstart sowieso keine Option. Flugpuristen lassen vermutlich auch den neuen Karriere-Modus links liegen, der kein Muss, aber ein tolles Angebot für all jene ist, denen es primär um Zerstreuung geht. In zahlreichen Missionen, die von Transportaufträgen bis zu spektakulären Rettungs- und Löscheinsätzen führen, erweitert man nach und nach seine Fluglizenzen, seinen Bewegungsradius und die Modelle in seinem persönlichen Hangar. Wer mag, kann auch mit Helikopter, Heißluftballon oder Luftschiff abheben und im neuen Modus “World Discovery” zum globalen Sightseeing aufbrechen. Auch landen kann man überall auf der Welt und sich in den teilweise sehr detailreich nachgebauten und mit animierten Tieren bevölkerten Landschaften umschauen.
So eindrucksvoll und verlockend das alles ist: Der Start des “Flight Simulator 2024” verlief alles andere als reibungslos. Vielfach waren die Server überlastet, extrem lange Ladezeiten oder gar Spielabbrüche waren die Folge. Hinzu kamen mehr oder weniger schwerwiegende Grafikfehler. Dazu muss man ganz klar sagen, dass der “Flight Simulator” ein “work in progress” ist, an dem Hunderte von Menschen arbeiten und der sich mittels immer detaillierterer Karten, schnellerer Datentransfers, vor allem aber des Enthusiasmus aller Beteiligten Schritt für Schritt zu einem faszinierenden Live-Abbild unserer Erde entwickelt. Und die ist, man mag es beklagen oder sich damit abfinden, ja auch alles andere als perfekt.
Microsoft/Asobo Studio
Der Simulator ist ohne Altersbeschränkung freigegeben. Es gibt darin keinerlei Gewaltdarstellungen wie etwa Luftkämpfe. Zuschauen können also schon die Kleinsten. Ab welchem Alter man in der Lage ist, zumindest zeitweilig den Pilotensitz zu übernehmen, ist sicher individuell sehr unterschiedlich.
ja
viele Sprachen einstellbar
PC, Xbox Series X/S;
Windows 10, CPU: AMD Ryzen 2600X/Intel Core i7-6800K, GPU: Radeon RX 5700/GeForce GTX 970, VRAM 4 GB, RAM 16 GB, 50 GB Festplattenspeicher. Wer nicht bereit ist, viel Geld für “Flight Sticks” und Nachbildungen echter Steuerelemente auszugeben, kommt mit einem gewöhnlichen Game-Controller gut zurecht. Ganz wichtig: Da der Großteil der Weltdaten gestreamt wird, braucht man eine möglichst schnelle Internetverbindung, um flüssig spielen zu können.
ab rund 80 Euro (Standard Edition) oder Microsoft Game Pass-Abo (ab ca. 10 Euro/Monat)
Erste Wahl für Simulations-Fans war viele Jahre lang Microsofts “Flight Simulator X”, für das es unzählige Erweiterungen gibt, die teils kostenlos heruntergeladen werden können. “Echte” Simulatoren wie der eher sperrige “X-Plane” (seit 1993) ziehen eher Eingeweihte an und laufen auch unter Mac OS und Linux.
“Empire of the Ants” basiert auf der Buchreihe “Trilogie der Ameisen” des französischen Autors Bernard Werber. Vor rund einem Vierteljahrhundert gab es schon einmal eine Spielumsetzung, nun steht dafür aktuelle Digitaltechnik zur Verfügung. Und das Ergebnis ist beeindruckend: Wir erleben das Geschehen aus der Perspektive einer Ameisen-Soldatin, müssen diverse, von der Königin erteilte Aufträge erledigen und unseren Staat gegen andere Insekten verteidigen. Auch die sich stetig verändernden Umwelt sowie diverse natürliche Feinde stellen für unser Volk eine ständige Bedrohung dar. Entwickler Tower Five hat es geschafft, eine wunderschöne, detailreiche und faszinierend glaubwürdige Spielwelt zu erschaffen. Wer schon immer mal wissen wollte, wie ein Wald aus Ameisenperspektive aussieht, der wird hier fündig.
Nun muss auf diese Grundlage aber auch ein echtes Spiel entstehen, und hier offenbart “Empire of the Ants” ein paar Schwächen. Zum einen erfordern die Navigation im Gras und das Klettern auf Ästen, Blättern und Grashalmen mitunter viel Geduld. Gerade Suchaufgaben können so rasch etwas frustrierend werden. Zweiter Kritikpunkt sind die Taktikkämpfe zwischen Insektenarmeen. Für ein befriedigendes Echtzeitstrategieerlebnis haben diese nämlich zu wenig Spieltiefe und enden oft in buntem Chaos. Der spaßige Mehrspielermodus entschädigt dafür etwas, Genrefans könnten dennoch enttäuscht sein. Einen ebenso frischen wie eindrucksvollen Ansatz bietet “Empire of the Ants” aber allemal.