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3sat-Doku über Moorlandschaften

Moorlandschaften sind Land und Wasser zugleich. Mit solchen diesen Naturbiotopen und deren Bedeutung befasst sich eine 3sat-Dokumentation. Moore können Klima-Retter, aber auch Klima-Killer sein.

Großglockner und die Krimmler Wasserfälle sind bekannte und beliebte Ausflugsziele in Österreich; das Steilhang Moor und der Furtner Teich sagen dagegen nur wenigen etwas. Beeindruckend sind diese Moorlandschaften in den Alpen allemal, denn diese wertvollen Biotope stammen noch aus der Eiszeit. Die 3sat-ORF-Dokumentation “Geheimnisvolle Moorlandschaften” befasst sich am 5. Februar um 20.15 Uhr ausgiebig mit diesen Jahrtausende alten, faszinierenden Naturbiotopen und deren heutiger Bedeutung für das Klima.

Moore haben viele Gesichter – das zeigt die Doku in einer angenehm dosierten Mischung aus Nahaufnahmen und Drohnenbildern: Behutsam tauchen die Naturfilmerin Waltraud Paschinger und der Kameramann Franz Posch in den Lebensraum österreichischer Moore ein. Zu den “Gesichtern” zählen etwa die fünf Zentimeter großen Zwergmäuse: Die kleinsten Säugetiere der Welt bekommen bis zu sechs Mal im Jahr Nachwuchs, bringen ihre Jungen im vom Winde geschüttelten Schilf in Kugelnestern sicher zur Welt und werden von Posch vorsichtig mit der Kamera beobachtet.

Den Menschen die Moore nahegebracht hat auch Pater Blasius Hanf aus dem ältesten Kloster der Steiermark. Der 1892 verstorbene Ornithologe und Mönch vom Benediktinerstift Admont hat einst am Furtner Teich im Naturpark Zirbitzkogel-Grebenzen die Vogelkunde vorangetrieben. Wie in der Doku nachgespielt, legte der Geistliche und leidenschaftliche Vogelbeobachter nicht nur den Grundstein für die Erforschung des Vogelzugs über die Alpen. Der Pater hat auch über 2.200 Vögel selbst geschossen und später präpariert.

“Geheimnisvolle Moorlandschaften” zeigt vor allem die Natur in eindrucksvollen Bildern, von Off-Sprecher Otto Clemens, österreichischem Film- und Theaterschauspieler, mit sonorer Stimme kommentiert. Gletscher formen seit Jahrtausenden die Landschaft, wo sich in Tälern und Becken Wasser sammeln konnte. Es bildeten sich flache Seen, die verlandeten, von Natur aus mit organischem Material gefüllt wurden und zu Mooren mit typischen Torfböden heranwuchsen.

In den 1950er-Jahren noch als “nutzloses” Land beschrieben, sind Moore längst im Blickfeld der Wissenschaft. In der Dokumentation erklären Forschende wie Gabriele Berg, Mikrobiomforscherin an der Technischen Universität Graz, und der Ökologe Johannes Gepp vom Österreichischen Naturschutzbund wissenschaftliche Hintergründe.

So lässt die Doku nicht vergessen, dass 90 Prozent der Moore bereits verschwunden sind. Sie wurden trockengelegt, wurden zu Wiesen, Feldern und Wäldern oder “abgetorft”. Dadurch kann der über Jahrtausende gespeicherte Kohlenstoff als Klimagas entweichen – und Moore werden vom Klima-Retter zum Klima-Killer.

Obwohl gerade die Moore bei Nacht Waltraud Paschinger (Buch und Regie) stark beeindruckt haben, ist dieses mystische Abenteuer – mit kleinen Taschenlampen und Mini-Kamera-Scheinwerfer – nur kurz zu Beginn des Films zu sehen: “Der kühle und feuchte Wind, die Tierstimmen, das ein bissl Schaurige, wenn es plötzlich raschelt oder gluckst. Da werden alle Sinne wach, und man merkt, dass man sie noch hat”, erinnert Paschinger sich.

Kameramann Franz Posch ergänzt seine Eindrücke: “Die größte Herausforderung beim Filmen war, dass wir nie festen Boden unter den Füßen hatten; alles ist feucht, wabbelig und schwammig. Doch wir hatten auch Spaß: Nicht selten sind unsere Gummistiefel im Moor festgesteckt, und wir sind im nächsten Schritt mit den Socken eingetaucht.” Der interessante und sehenswerte 50-Minuten-Dokumentarfilm zeigt nicht nur, dass sich alle Mühe des Teams gelohnt hat – er macht auch Hoffnung.

Laut Ökologe Johannes Gepp sind Moore exzellente Kohlestofflager. Obwohl sie weltweit nur drei Prozent der Landflächen einnehmen, haben sie doppelt so viel Kohlenstoff gespeichert wie alle Wälder der Erde. Deshalb ist es gut und wichtig für die Natur, dass sie erhalten bleiben – und dass es Österreich-Urlauber vor allem zum Großglockner und den Krimmler Wasserfällen zieht. Gepp: “Intakte Moore sind außergewöhnliche Ökosysteme zwischen Land und Wasser. Man muss die Natur machen lassen.”