Hans-Joachim Watzke ist mit dem Leo-Baeck-Preis ausgezeichnet worden, der höchsten Ehrung des Zentralrats der Juden. Der Vorsitzende der BVB-Geschäftsführung agiere im “Stile eines wahren Kapitäns”.
Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, hat den Fußballclub Borussia Dortmund und dessen Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke für ihren Einsatz gegen Antisemitismus gewürdigt. Dafür erhielt Watzke den mit 10.000 Euro dotierten Leo-Baeck-Preis, die höchste Auszeichnung des Zentralrats. Watzke sei der “intellektuelle Wegbereiter” dieses Engagements – “stets besonnen, ruhig und im Stile eines wahren Kapitäns”, sagte Schuster laut Manuskript am Mittwochabend zur Preisverleihung in Berlin.
Inmitten der Sorgen rund um den Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023, massiv gestiegenen Antisemitismus auch in Deutschland und schwere Ausschreitungen gegen israelische Fans nach einem Fußballspiel in Amsterdam gebe es Mut machende Nachrichten. Diese seien auch mit Watzke verbunden, so Schuster. Watzke und der BVB zeigten generell Empathie mit Jüdinnen und Juden. Der Preis sei auch eine Anerkennung für die Mitarbeiter des Fußball-Clubs.
Schuster sagte zugleich, er sei nicht begeistert gewesen, dass der Verein ein Sponsorenverhältnis mit einem Rüstungsunternehmen eingehe, “das erheblichen Nachholbedarf in der Beschäftigung mit der eigenen Geschichte im Nationalsozialismus hat”. Er müsse auf der anderen Seite aber anerkennen und darauf vertrauen, “dass es gerade hier gemeinsam mit dem Verein womöglich Projekte geben wird, die das ändern”.
Watzke sagte laut Mitteilung: “Der Kampf gegen Antisemitismus muss von der gesamten Gesellschaft geführt werden. Es ist die große Aufgabe eines großen Clubs, politisch – nicht parteipolitisch – orientierend zu wirken. Seine Strahlkraft zu nutzen, Menschen mitzunehmen.” NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) sagte in seiner Laudatio: “Jüdisches Leben gehört zu uns. Der Sport und insbesondere der Fußball mit seinen Millionen Anhängern, den vielen tausend Aktiven und ehrenamtlich Engagierten kann hier Vorbild sein.”
Der Leo-Baeck-Preis erinnert an Rabbiner Leo Baeck (1873-1956), der einer der bedeutendsten Vertreter des liberalen Judentums in Deutschland war. Mit dem nach ihm benannten Preis ehrt der Zentralrat seit 1957 Persönlichkeiten, die sich in herausragender Weise um die jüdische Gemeinschaft verdient gemacht haben. Zu den Preisträgern gehören unter anderen die früheren Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker (1994), Roman Herzog (1998) und Christian Wulff (2011) sowie die ehemalige Bundeskanzlerin Angela Merkel (2007).