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Studie: Bayern holt bei Kitaplätzen für die Kleinsten auf

Mehr als jedes siebte Kind unter drei Jahren findet laut dem Institut der deutschen Wirtschaft (IW) keinen Kitaplatz. Im Frühjahr dieses Jahres hätten bundesweit mehr als 306.000 U3-Kitaplätze gefehlt, erklärte das Institut in Köln in einer am Sonntag veröffentlichten Studie. Der Osten Deutschlands schneidet bei den Betreuungsplätzen erheblich besser ab als der Westen. In Bayern fehlten 41.000 Betreuungsplätze für Kinder unter drei Jahren, das war ein Prozentsatz von 10,8 Prozent. In Bremen ist die Lücke mit 23,9 Prozent am höchsten und in Sachsen mit 5,0 Prozent am geringsten. Im Jahr 2019 errechnet das Institut für den Freistaat Bayern noch einen ungedeckten Bedarf von fast 56.000 Plätzen. Damals fehlten 14,6 Prozent Plätze. Berechnet wurde der Bedarf proportional zur Gesamtzahl der Kinder.

Seit mehr als zehn Jahren gebe es für Kinder ab dem ersten Lebensjahr einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz. Doch noch immer gelinge es der Politik nicht, die Vorgabe zu erfüllen. Im Vergleich zu 2019 hat sich die Betreuungssituation laut Studie bundesweit verbessert. Damals habe die Lücke mit 358.000 Plätzen noch um rund ein Sechstel höhergelegen.

Allerdings seien die Geburten in den neuen Bundesländern gegenüber dem Jahr 2016 um 25 Prozent zurückgegangen, im Westen hingegen um 9,6 Prozent. Daher könne es in ostdeutschen Ländern in den kommenden Jahren ein Überangebot geben, hieß es.

„Der Mangel an Kitaplätzen ist ein politisches Armutszeugnis“, erklärte IW-Bildungsexperte Wido Geis-Thöne. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sei immer noch in weiten Teilen der Bundesrepublik stark eingeschränkt. Im Westen dürfte der Bedarf hingegen auf absehbare Zeit hoch bleiben. Im Osten müsse die Politik schon heute darüber nachdenken, das Betreuungsangebot zu reduzieren.

Grundlage der Berechnungen des Instituts sind Daten des Statistischen Bundesamts und des Familienministeriums. Der Bedarf an Plätzen wurde anhand einer im Auftrag des Bundesfamilienministeriums durchgeführten Befragung von Eltern zum Thema hochgerechnet. (00/3120/20.10.2024)