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Wie man einen Krieg beenden kann

Militärischer Sieg oder mühsamer Kompromiss? Die Geschichte zeigt: Nur wenige Kriege enden eindeutig. Von Karthago bis zur Ukraine wird deutlich, welche Rolle Verhandlungen, Diplomatie und Vermittler beim Frieden spielen.

US-Präsident Donald Trump wollte kurz nach seinem Amtsantritt im Januar den Krieg in der Ukraine innerhalb von 24 Stunden beenden. Das hat nicht geklappt, denn es wird immer noch gekämpft. Gerade fanden zwei Tage lang in Berlin Verhandlungen über einen möglichen Friedensplan für die Ukraine statt. Russland, das die Ukraine vor bald vier Jahren im Februar 2022 überfallen hat, war nicht mit Vertretern vor Ort.

Wie kann man einen Krieg sinnvoll beenden? Diese Frage stellt sich immer wieder, besonders bei Konflikten, die schon lange andauern. Ein Blick zurück bis in die Antike zeigt: Kriege enden selten durch einen eindeutigen militärischen Sieg. Viel öfter waren die Erschöpfung der Kriegsparteien, komplexe Verhandlungsprozesse, extreme Ereignisse und/oder die Vermittlung Dritter nötig.

Bereits im Altertum waren Kriege meist keine “Alles-oder-Nichts”-Unternehmungen. Zwar endeten einige Konflikte mit der völligen Vernichtung einer Seite: Bekannte Beispiele sind die Zerstörung Karthagos durch Rom im Jahr 146 v. Chr. oder die Zerstörung Jerusalems 70 n. Chr. Viel häufiger suchten die Gegner nach jahrelangen Kämpfen einen Ausgleich. Friedensschlüsse wurden dabei oft durch religiöse Riten legitimiert oder unter Vermittlung neutraler Städte und Schiedsrichter erreicht.

Nach Erkenntnis des Marburger Konfliktforschers Thorsten Bonacker fanden lediglich etwa 20 Prozent der zwischenstaatlichen Kriege ihr Ende mit einem vollständigen Sieg einer Partei. Bekannte Beispiele sind die bedingungslosen Kapitulationen Deutschlands Anfang Mai 1945 oder die des japanischen Kaiserreichs Anfang September 1945. Damit endete der Zweite Weltkrieg in Europa und im Pazifik.

“Wenn man zurückblickt auf den Zweiten Weltkrieg, wenn man zurückblickt auf den Ersten Weltkrieg, wenn man zurückblickt auf jeden größeren Konflikt in der Geschichte der Menschheit, dann enden sie alle mit irgendeiner Art von Verhandlungen”, sagte US-Vizepräsident J.D. Vance im August in einem Interview mit dem Sender NBC.

Für diese Aussage hat J.D. Vance viel Spott und Kritik kassiert, denn sowohl der Erste wie auch der Zweite Weltkrieg endeten mit der militärischen Niederlage Deutschlands. Kritiker argumentierten, Vance würde so die Geschichte umschreiben wollen, um sie einer Erzählung der Nichteinmischung oder territorialen Kompromisse für die Ukraine anzupassen.

Fakt ist: Die meisten Konflikte lassen sich nicht durch eine einzige militärische Entscheidung abschließen. Das wird bereits bei dem ältesten überlieferten Friedensvertrag der Welt deutlich. Er wurde im Jahr 1259 vor Christus zwischen dem Hethiterreich und den Ägyptern geschlossen.

“Ägypter und Hethiter sicherten sich in dem Vertrag vor mehr als 3.200 Jahren gegenseitig Unterstützung zu, keiner triumphierte. Dem müssen viele Aushandlungen vorangegangen sein, dies bezeugt eine umfangreiche Korrespondenz zwischen den Herrschern”, berichteten 2018 Achim Lichtenberger und Helge Nieswandt vom Archäologischen Museum der Universität Münster.

Der Westfälische Frieden von 1648 zeigt ebenfalls, wie ein Krieg durch langwierige Verhandlungen beendet werden konnte. Über fünf Jahre tagten die Gesandten, während der Dreißigjährige Krieg seit 1618 verheerend wütete und Schätzungen zufolge ein Drittel der Bevölkerung in Deutschland das Leben verlor.

Heute gilt der Kongress unter Historikern als erster europäischer Friedenskongress. Er stärkte wesentlich die Rolle und Bedeutung diplomatischer Gesandter und wurde so zum Vorbild für spätere Friedensverhandlungen in Europa.

Klare Sieger sind in modernen Kriegen selten, Kompromisse wahrscheinlicher. Ob der Waffenstillstand im Koreakrieg 1953, das Pariser Abkommen zum Vietnamkrieg 1973 oder das Dayton-Abkommen von 1995, das den Krieg in Bosnien und Herzegowina beendete – fast immer sind Verhandlungen, Waffenstillstände und die Vermittlung internationaler Institutionen wie der Vereinten Nationen nötig, um das Töten zu beenden.

Auch Päpste haben sich immer wieder aktiv um Frieden bemüht. Der Kirchenhistoriker Jörg Ernesti weist darauf hin, dass Papst Leo XIII. (amtiert 1878-1903) insgesamt elf Mal in internationalen Konflikten vermittelt und den Heiligen Stuhl als Friedensvermittler etabliert habe.

Papst Leo XIV. hat sich im September zurückhaltend über eine mögliche Vermittlerrolle des Vatikans im Krieg zwischen Russland und der Ukraine geäußert. Allerdings hat der Heilige Stuhl den Vatikan wie auch andere kirchliche Orte angeboten, um dort Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine zu führen.