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Wie eine Eizellspende einem Paar den Kinderwunsch erfüllt hat

In Deutschland sind Eizellspenden nicht zulässig – zumindest noch nicht. Manche Paare fahren in Nachbarländer, um ihren Kinderwunsch doch zu erfüllen – wie das Ehepaar Winkler. Es hat einen klaren Wunsch an die Politik.

Zehn Jahre lang hat Isabell Winkler* versucht, schwanger zu werden. Sie hat Tee getrunken und Fruchtbarkeits-Yogakurse besucht. “Sanfte Versuche”, nennt sie das. Dann hat sie mit ihrem Mann eine Kinderwunschklinik aufgesucht. 14 Mal haben sie eine künstliche Befruchtung durchgeführt. Immer wieder hat sie das viel Geld gekostet – und Nerven. “Mein Herz will, doch mein Körper kommt nicht hinterher”, beschreibt Winkler die Enttäuschung nach jeder erfolglosen Behandlung. Es sei ein riesiger Stress gewesen, ihr Leben ein Planen um Arztbesuche und Hormonspritzen, Eizellentnahmen und das Hoffen: Vielleicht klappt es ja jetzt.

Irgendwann will Isabell Winkler nicht mehr, keine weiteren Behandlungen. Aber sie will ein Kind: “Worin besteht mein Lebenssinn, wenn ich keine Kinder haben kann?” Das Paar beschließt, sich eine Zweitmeinung in einem anderen Zentrum einzuholen. Zum ersten Mal teilen Ärzte ihr mit, dass eine Schwangerschaft in ihrem Fall äußerst unwahrscheinlich sei. Ihr Vorrat an Eizellen ist extrem begrenzt.

Die Klinik rät ihr von weiteren Versuchen ab. Und will wissen, ob sie schon über die Möglichkeit einer Eizellspende nachgedacht habe. Nein, hatte sie nicht.

Eizellspenden sind in Deutschland bisher nicht zulässig. Eine Kommission sollte für die Bundesregierung die Bedingungen für eine mögliche Neuregelung ausloten. Sie legt am Montag ihr Papier vor. Biologin Sigrid Graumann, die Mitglied der Kommission ist, ist persönlich dafür, das Verbot beizubehalten. “Was mir in der Debatte fehlt, ist der Blick auf die Frauen, die diese Dienstleistung erbringen, damit sich unsere wohlhabenden Paare den Kinderwunsch erfüllen können”, sagt Graumann. Auch die Deutsche Bischofskonferenz mahnt, bei einer Legalisierung drohe eine “Kommerzialisierung der Fortpflanzungsmedizin”.

Die Winklers fahren nach Hause. Ihr Mann sagt: “Eizellspende, ich weiß nicht?!” Isabell muss das erst sacken lassen; sie informiert sich im Internet, was diese Maßnahme medizinisch für sie bedeuten würde. Und emotional. Denn genetisch wäre sie nicht die Mutter des Kindes, das in ihr heranwächst und das sie später großzieht. Nur ihr Mann wäre mit dem Kind genetisch verwandt; sein Sperma würde zur Befruchtung der gespendeten Eizelle verwendet werden. Doch Isabell Winkler sagt, Genetik sei ihr nie wichtig gewesen: “Ich sehe okay aus, aber nicht super, ich muss nicht meine Haare, meine Nase weitergeben.”

Die Winklers vereinbaren einen Termin bei der Gesellschaft für Kinderwunschberatung. Nach dem Gespräch ist für sie klar: Sie wollen diesen Weg gehen, und sie wollen eine sogenannte offene Spende.

Offen heißt: Die Kinder können die Identität der Eizellspenderin erfahren. Denn es gebe Menschen, für die es sehr belastend ist, nicht zu wissen, von wem sie abstammen. Die Winklers wollen sich alle Möglichkeiten offenhalten. Damit aus der besonderen Erzeugungsgeschichte später keine Probleme entstehen.

In vielen europäischen Ländern, die eine Eizellspende erlauben, ist diese offene Spende möglich. In diesen Fällen können die Kinder, sobald sie alt genug sind – 14, 16 oder 18 Jahre alt – den Namen der Eizellspenderin erfahren.

Beide Kinder von Isabell Winkler sind inzwischen im Kindergarten. Manchmal sagt sie zu ihnen: “Ach, du hast so schöne blonde Haare, die hast du von deiner Spenderin.” An der Pinnwand in der Küche hängt ein Foto, es zeigt die Spenderin als Kind. Sie ist wichtig für das Entstehen der Kinder, aber im Alltag als Person nicht präsent – das Bild ist für die Winklers ein Weg, hier eine Balance zu finden. Isabell Winkler weiß, dass ihr Sohn und ihre Tochter noch zu klein sind, um das Konzept zu verstehen. Aber es soll auch nicht diesen einen Tag geben, an dem sich die Eltern mit den Kindern hinsetzen und erklären: “Wir müssen reden.”

Dass ihre Kinder psychische Schäden erleiden könnten, weil sich die Mutterschaft in eine genetische und biologische teilt, wobei letztere durch Schwangerschaft und Geburt entsteht – das hält Isabell Winkler für abwegig. “Das zeigen auch Studien”, betont sie.

Mit jedem Lebensmonat ihrer Kinder sei auch für sie dieser Umstand immer mehr in den Hintergrund gerückt. “Ich habe mit der Trauer um das genetisch eigene Kind, das es nicht geben wird, abgeschlossen.” Die Kinder, die sie hat, sind in ihrem Bauch herangewachsen, ohne sie wären sie nicht zu lebenden Wesen geworden.

Die Winklers hatten sich schließlich für eine Eizellspende in Dänemark entschieden. Sie mögen das Land, waren schon häufiger im Urlaub dort. Außerdem gibt es genug Spenderinnen. Diese Frauen erhalten Geld für ihren Einsatz, umgerechnet 1.000 Euro. Österreich wäre eine Alternative gewesen: “Aber dort erhalten Spenderinnen nur eine Aufwandsentschädigung, deshalb spenden auch weniger Frauen.”

Das Ehepaar fährt nach Dänemark, um Sperma abzugeben, das eingefroren wird. Dann wird eine Eizellspenderin gesucht. Die Winklers können dafür Wünsche äußern: Blutgruppe, Größe, Haarfarbe, Augenfarbe, ethnische Abstammung. Doch sie wollen nichts Bestimmtes, sie wollen ein Kind: “Manche wollen, dass ihnen die Kinder ähnlich sehen. Das ist legitim, mir aber war das nicht wichtig.” Das hat Vorteile. So wird schnell eine Spenderin gefunden.

Nach drei Monaten erhalten sie die Nachricht, dass es so weit sei. Acht Eizellen können der Spenderin entnommen werden. Sie werden alle befruchtet. “Wir hatten großes Glück”, sagt Winkler heute. Zwischen drei und fünf Tage werden die befruchteten Eizellen kultiviert, in der Zeit teilen sie sich. Ab dem fünften Tag spricht man von einer Blastozyste, einem Embryo im Frühstadium, bei dem dann auch die ethischen Debatten beginnen: Für die einen sind es zu dem Zeitpunkt noch acht “reine Zellhaufen”, für die anderen bereits lebendige Wesen.

Jetzt muss Isabell Winkler sich in Deutschland auf die Schwangerschaft vorbereiten; sie nimmt Hormone, damit sich die Schleimhaut in ihrer Gebärmutter aufbaut und sich ein Embryo einnisten kann. Dann fahren sie in die Klinik nach Dänemark. Eine der befruchteten Eizellen wird aufgetaut und in die Gebärmutter eingesetzt. Nach ein paar Tagen die traurige Nachricht: Der Embryo hat sich nicht eingenistet. Ein zweiter Embryo wird eingesetzt: “Das ist jetzt mein Sohn.”

Die übrigen Embryonen bleiben eingefroren. Nach den vielen Jahren des Wartens und Hoffens, den Jahren voller Niederlagen, wie Isabell Winkler es formuliert, empfindet es das Paar als große Erleichterung. “Wir wussten, da sind weitere sechs Blastozysten, die auf uns warten.”

Anderthalb Jahre später schreiben sie der Klinik in Dänemark. Sie möchten ein zweites Kind. Vor einem halben Jahr kam dann ihre Tochter zur Welt. Nach dänischem Recht hat Isabell Winkler mit dem Vertrag, den sie mit der Klinik geschlossen hat, die entstandenen Blastozysten als ihre eigenen anerkannt. Das Bürgerliche Gesetzbuch in Deutschland ist hier einfach: “Mutter eines Kindes ist die Frau, die es geboren hat.”

Isabell Winkler würde sich wünschen, dass es in Deutschland mehr Offenheit für das Thema gäbe. “Nicht die Eizellspende führt zu psychischen Problemen, sondern der Ruch des Illegalen”, sagt sie. Die Haltung wäre eine andere, wenn es ein gängiges Verfahren wäre, so ihre Überzeugung. Das Argument, dass Frauen, die Eizellen spenden, ihren Körper verkauften, kann Winkler nicht nachvollziehen: “Frauen sollten selbstbestimmt entscheiden können, ob sie das möchten oder nicht.”

Sie sagt, niemand habe ein Recht auf ein Kind. Aber sie wünscht sich ein Recht auf Zugang zu medizinischen Techniken, die die Realisierung des Kinderwunsches möglich machen.