Martin Luther hat das Gebiet der Nordkirche nie betreten. Dass der Norden trotzdem in weiten Teilen evangelisch wurde, ist vielen regionalen Reformatoren zu verdanken. „Aus diesem Grund wird das Jubiläum auch an vielen Orten zwischen Husum und Hiddensee gebührend gefeiert, und das auch in ökumenischer Verbundenheit“, sagt der Leiter der Arbeitsstelle für das Reformationsjubiläum der Nordkirche, Pastor Daniel Mourkojannis.
Viele Gemeinden planen bereits Projekte, berichtet Mourkojannis. So zum Beispiel die Stadtgemeinden von Schwerin, die einen Veranstaltungskanon vorbereiten. Oder die Gemeinden in Lübeck, die ebenfalls ein umfangreiches Programm in Planung haben. Dazu kommen große Ausstellungsprojekte wie eine Kooperation des schleswig-holsteinischen Landesmuseums Schloss Gottorf mit dem pommerschen Landesmuseum Greifswald. Die beiden Museen zeigen besondere Werke aus der Zeit der Reformation unter dem Namen „Eine Region im Wandel – der Norden wird evangelisch“.
"Ritter, Tod und Teufel"
In Hamburg ist ein Lesefestival in Vorbereitung, bei dem prominente Künstler reformatorische Texte lesen und interpretieren, ebenso eine Installation von Bill Viola in den Deichtorhallen. Weitere große Veranstaltungen sind das geplante Slüterfest in Rostock, das eine Ausstellung mit einem Stadtfest, einem Theaterspektakel und verschiedenen musikalischen Aktionen verbindet. Im Museumsquartier St. Annen in Lübeck wird die Ausgangssituation der Reformation beleuchtet. Die Ausstellung „Lübeck um 1500 – Kunstmetropole im Ostseeraum“ führt in den Bedeutungswandel des Bildes an der Grenze zwischen Mittelalter und Neuzeit ein und beginnt bereits in diesem September.
Ein weiteres Highlight wird das Musiktheaterprojekt „Ritter, Tod und Teufel“. Dieses Projekt lässt die dramatischen Ereignisse um Thomas Aderpul in der Reformationszeit im Nordwesten Mecklenburgs wieder aufleben. In Gadebusch wird es einen Reformationstaler geben, der die Zeit der Reformation „begreifbar“ machen soll.
„Aus Altholstein kommt eine Idee, die für die gesamte Nordkirche spannend ist“, sagt Mourkojannis. „Denn dort haben Kirchengemeinden Schulklassen aus der Umgebung zu einem ‚Reformationstag‘ eingeladen. Zusammen mit dem Amt für Öffentlichkeitsdienst in Hamburg haben wir eine Materialsammlung zusammengestellt, mit der auch andere Gemeinden ein solches ‚Stationenspiel‘ durchführen können und mit Kindern zwischen Klasse Drei und Fünf erleben können, wie die Reformation das Leben verändert hat.“ Das Material ist für zehn Euro im Kirchenshop erhältlich.
Was es heute bedeutet, evangelisch zu sein
Daniel Mourkojannis ist es wichtig, dass „wir das Jubiläum nicht nur in einer Rückschau begehen, sondern auch darüber nachdenken, was es heute bedeutet, evangelisch zu sein“. Die Reformation habe das Verhältnis von Mensch und Gott vom Kopf auf die Füße gestellt. Die Erkenntnis, dass göttliche Gnade auch ohne priesterliche Vermittlung zu erlangen sei, habe dem Zusammenleben neue Impulse beschert, so Mourkojannis. „Die veränderte Gottesbeziehung hat eine Kultur der Individualität und der religiösen Mündigkeit begünstigt.“ Verschiedene Wettbewerbe sollen Jugendliche auffordern, über Veränderungen in der evangelischen Kirche nachzudenken. Denn das Jubiläum finde nicht nur durch die kulturellen Großereignisse statt, sondern betreffe alle.
„Auf unserer Homepage finden sich viele Materialien zur Gestaltung von Gottesdiensten und Ideen für die Kinder- und Jugendarbeit“, sagt Mourkojannis. „Und wir freuen uns sehr, wenn Gemeinden und Mitarbeitende uns ihre Ideen und Entwürfe schicken, damit wir diese Ideenbörse weiter ausbauen können.“ Weiter ausgebaut wird auch das Angebot an Materialien zur Vorbereitung des Jubiläums. Und im Internet sollen Textbausteine für Gemeindebriefe angeboten werden, die die Themen des Reformationsjubiläums beleuchten.
Luther-Schatzkiste für Kinder
Nach dem Sommer soll eine „Luther-Schatz-Kiste“ der Arbeitsstelle und der evangelischen Kindergärten fertig sein. Sie enthält Materialien, um Kindern im Vorschulalter die Themen der Reformation spielerisch nahezubringen. „Und wir entwickeln gemeinsam mit anderen Landeskirchen Ideen zur Teilhabe für Menschen mit Handicap.“ Das Jubiläum biete die Möglichkeit, in Gemeinden „gemeinsam etwas Eigenes zu schaffen, das aber ein Teil von etwas Großem ist. Wie zum Beispiel im pommerschen Groß-Bistorf, wo ein generationsübergreifendes Luther-Musical Menschen in eine neue Beziehung zueinander gebracht hat.“ Mourkojannis: „Das Reformations-Jubiläum ist eine Chance, die Herausforderungen unserer Welt ökumenisch, interkulturell und zwischenmenschlich in den Blick zu nehmen, theologisch zu reflektieren – und dieses auch miteinander zu feiern.“