Eigentlich sind ihre Aufgaben klar umrissen. Die Berliner Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (EZW) dient der kritischen Beobachtung anderer Kirchen und Religionsgemeinschaften. Sie ist die „zentrale wissenschaftliche Studien-, Dokumentations-, Auskunfts- und Beratungsstelle der Evangelischen Kirche in Deutschland für die religiösen und weltanschaulichen Strömungen der Gegenwart.“ So steht es in der Ordnung der EZW, die der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) 1996 erlassen hatte.
Aber wie sehen das eigentlich die, die von der EZW beobachtet werden? Also Vertreter jener Gruppen, die sich regelmäßig im Materialdienst und anderen Publikationen der EZW wiederfinden, vor denen die EZW zuweilen warnt oder zumindest deutlich macht, dass es mit ihnen keine Zusammenarbeit geben kann?
Beim Jahresempfang der EZW, der in der vergangenen Woche in Berlin stattfand, drehte die Zentralstelle den Spieß einmal um. Unter dem Motto „Religionen bewerten“ baten die Referenten der EZW den stellvertretenden Pressesprecher der Europa-Zentrale der Mormonen, Ralf Grünke, und die Beauftragte für den interreligiösen Dialog der Deutschen Buddhistischen Union (DBU), Susanne Matsudo-Kiliani, einmal zu schildern, wie sie die Arbeit der Zentralstelle erleben.
Zugehörigkeit zum Christentum abgesprochen
Dass es dabei durchaus zu Verletzungen kommen kann, wusste Ralf Grünke zu berichten. „Die Texte der EZW werden immer differenzierter“, sagt Grünke. „Aber trotzdem finde ich schnell inhaltliche Fehler.“ Es gebe in den Texten wertschätzende Kommentare. Doch manche Autoren würden sich nach Kräften bemühen, nur das hervorzuheben, was auf protestantische Christen „irgendwie schräg“ wirken könnte. „Das Schrägste, was ich glaube, ist nun einmal, dass vor 2000 Jahren ein Mann von einer Jungfrau geboren wurde, über Wasser ging, Tote auferweckte, am Kreuz starb und nach drei Tagen auferstand.“ Ihn schmerze, dass die EZW den Mormonen stets die Zugehörigkeit zum Christentum abspreche. Wenn Journalisten mit Informationen von der EZW über die Mormonen berichteten, würden am Ende oft Berichte herauskommen, die die Menschen an der Bushaltestelle dazu brächten, von einer Sekte zu sprechen – weil sie die theologische Kritik der EZW oft kaum verstünden.
Und auch die buddhistische Vertreterin spricht von einer „großen Diskrepanz zwischen der Innen- und der Außensicht“, zumal die EZW oft nicht erkenne, dass sich das, was nach außen gesagt werde, von den inneren Verhältnissen gerade asiatischer Religionen unterscheide.
Dagegen betonte EZW-Direktor Reinhard Hempelmann, dass es zwischen Mormonen und Protestanten eine unterschiedliche Definition des Christentums gebe. „Herr Grünke stößt sich daran, dass wir seine Definition nicht akzeptieren“, sagte Hempelmann. „Wir müssen akzeptieren, dass er sich selbst als christlich definiert – wir sind aber nicht verpflichtet, seine Selbstdefinition für uns zu übernehmen.“ Immerhin gebe es etwa durch die Neuoffenbarung des „Buch Mormon“ massive Unterschiede zwischen evangelischen Christen und Mormonen. las