Vergleichen macht mürbe – das gilt in der Adventszeit besonders. Viele erleben sie ohnehin als stressig, vermeintliche Perfektion im Netz schürt weitere Erwartungen. Eine Expertin erklärt, wie Entlastung gelingen kann.
“Ho-Ho-Ho”-Stapel fürs Toilettenpapier oder Tassen, die sich zu einem Schneemann zusammensetzen lassen: Aus Sicht einer Religionswissenschaftlerin ist die Frage hilfreich, ob es diese Produkte wirklich braucht, “um ein festliches Weihnachten zu erleben”. Durch perfekt inszenierte Advents- und Weihnachtstage auf Social Media fühlten sich Menschen zunehmend unter Druck gesetzt, sagte Verena Eberhardt in einem am Freitag veröffentlichten Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).
Die Erwartungen an Weihnachten seien immer schon besonders hoch gewesen, erklärte die Expertin, “da das Ideal der Harmonie und des friedlichen Zusammenlebens besonders betont wird. Gleichzeitig stehen viele beruflich zum Jahresabschluss unter Druck, Schüler:innen müssen noch die letzten Klassenarbeiten für dieses Jahr schreiben, es findet eine Veranstaltung nach der anderen statt.” Um nicht auch noch äußere Erwartungen erfüllen zu müssen, sei es hilfreich, sich weniger zu vergleichen und bei sich zu bleiben.
Hinzu komme ein wirtschaftlicher Aspekt, betonte Eberhardt: “Es ist der Job derer auf Social Media, dieses letzte Jahresquartal besonders zu nutzen, weil es ihnen am meisten Umsatz bringt.” In den vergangenen Jahren greife vor allem die Werbung das Weihnachtsfest verstärkt auf. “Man sieht das insbesondere in der Supermarkt-Werbung: Sie nutzt das Fest, um familiale Werte zu zelebrieren und ins Bewusstsein zu bringen.” Weihnachten führe eine Gesellschaft, die sich sonst als plural begreife, wieder zusammen: “Am Ende zählt das Menschliche; Menschen aus unterschiedlichen Kulturen kommen zusammen.”
Die Kirchen könnten Supermarktketten indes nicht ersetzen, sagte die Wissenschaftlerin. “Sie erinnern nicht an den Kern des Festes, sondern erzeugen eine bestimmte Stimmung der Behaglichkeit und appellieren an wertschätzendes Zusammenleben.” Die Geburt Jesu spiele in den Spots dagegen keine Rolle. Wertschätzung für die Familie passe zwar “sicher auch zu christlichen Gedanken, ist aber nicht die Grundidee von Weihnachten”.