So klein die evangelische St.-Martini-Gemeinde in Bremen mit ihren rund 1.000 Mitgliedern auch ist – bundesweit sorgt sie immer wieder für Schlagzeilen. Das liegt vor allem an ihrem amtierenden Pastor Olaf Latzel (56), der streng konservativ-evangelikal predigt und dabei auch vor Herabsetzungen und Beleidigungen nicht zurückschreckt. Jetzt verhandeltet das Landgericht Bremen deshalb erneut gegen ihn wegen des Vorwurfes der Volksverhetzung im Zusammenhang mit homofeindlichen Äußerungen. Schlagzeilen gab es aber auch schon vorher. Eine Übersicht:
Im Oktober 2019 diffamierte Pastor Latzel im Verlauf eines Seminars unter dem Titel „Biblische Fahrschule zur Ehe“ homosexuelle Menschen. Nachzuhören war das in einer Tonaufnahme, die zeitweise auch online stand. Darin erläuterte Latzel, Homosexualität stehe gegen die göttliche Schöpfungsordnung. „Jetzt erzählen uns irgendwelche verworrene Politiker, Theologen, Soziologen, Anthropologen, es gibt noch das dritte Geschlecht, ein viertes, fünftes, weiß der Kuckuck was.“
Latzel hält Homosexualität für todeswürdig
Pastor Latzel bezeichnet diese Position als „totalen Wahnsinn“: „Der ganze Genderdreck ist ein Angriff auf Gottes Schöpfungsordnung, ist teuflisch und satanisch.“ Das verunsichere Leute, zerstöre Zivilisation und Kultur. Damit würden schon Kinder in der Schule indoktriniert. Die Homosexualität sei eine „Degeneration von Gesellschaftsformen“.
Homosexualität sei todeswürdig und ein Gräuel, legte Latzel die Bibel aus und warnte vor der „Homolobby“: „Überall laufen die Verbrecher rum vom Christopher Street Day.“ Latzel riet davon ab, homosexuellen Paaren zur Eheschließung Geschenke zu machen. Wer das tue, mache sich schuldig. Zwischenzeitlich hatte sich Latzel für diese Worte entschuldigt und von einem Missverständnis gesprochen.
Latzel beleidigt den Papst und Buddha
Im Jahr 2015 beleidigte er in einer Predigt unter dem Titel „An Gideon die Reinigung von den fremden Göttern lernen“ andere Religionen. Das islamische Zuckerfest bezeichnete er als „Blödsinn“, Buddha als „dicken, fetten Herrn“ und den Segen des Papstes „Urbi et Orbi“ als „ganz großen Mist“. Zum Umgang mit Reliquien in der katholischen Kirche sagte der Theologe: „Der ganze Reliquiendreck und -kult ist heute noch in der katholischen Kirche verbreitet.“ Zu Götzen und anderen Göttern sage Gott „umhauen, verbrennen, hacken, Schnitte ziehen“.
Bremens damaliger leitender evangelischer Theologe Renke Brahms bezeichnete die Kanzelrede als „geistige Brandstiftung“. Auch 2015 prüfte die Staatsanwaltschaft die Äußerungen, sah die Predigt am Ende aber von der grundgesetzlich zugesicherten Meinungs- und Religionsfreiheit gedeckt.
2008 schließlich verwehrte Latzel einer langjährigen Kollegin die Kanzel. Die Theologin der Bremischen Evangelischen Kirche wollte in St. Martini auf Wunsch der betroffenen Familie als Gastrednerin bei einer Trauerfeier sprechen. Latzel wies sie auch darauf hin, dass sie als Frau in der Martini-Kirche laut Gemeindeordnung keinen Talar anziehen dürfe. Die Gemeinde lehne Frauen im Pfarramt ab.