Rassismus, Misstrauen, Handlungsbedarf: Muslimische Frauen und schwarze Menschen erleben in Deutschland täglich Benachteiligung. Verbände fordern mehr politisches Engagement zum Internationalen Tag gegen Rassismus.
Menschen werden in Deutschland nach Ansicht zahlreicher Organisationen regelmäßig aufgrund ihrer Hautfarbe oder Religion diskriminiert. Zum Internationalen Tag gegen Rassismus am Freitag rufen unter anderen Diakonie Deutschland, Brot für die Welt und Diakonie Katastrophenhilfe zur politischen Stärkung des zivilgesellschaftliche Engagements gegen Rassismus, Hass und Diskriminierung auf. Die Zahl rechtsextremer und fremdenfeindlicher Straf- und Gewalttaten steige, ein politisches Handeln sei dringend nötig, so der Appell am Donnerstag.
In der Gesamtbevölkerung glaubt laut des ebenfalls am Donnerstag veröffentlichten Rassismusmonitors des Deutschen Zentrums für Integrations- und Migrationsforschung jeder fünfte Befragte, dass ethnische und religiöse Minderheiten in den vergangenen Jahren wirtschaftlich mehr profitiert haben, als ihnen zusteht, und dass ethnische und religiöse Minderheiten zu viele Forderungen nach Gleichberechtigung stellen.
Für den Monitor werden den Angaben zufolge in einer für die Bevölkerung repräsentativen Online-Befragung regelmäßig rund 13.000 Personen befragt. Fragen sind demnach: “Wie haben sich rassistische Einstellungen in der deutschen Gesellschaft entwickelt?”, “Welche Erfahrung machen rassistisch markierte Menschen in ihrem Alltag?” und “Welche Auswirkungen haben Diskriminierungserfahrungen?”.
Muslimische Frauen und schwarze Menschen berichten demnach besonders häufig über Diskriminierung im Alltag. Etwa 60 Prozent erleben vor allem subtile Diskriminierung. Schwarze und asiatische Menschen erleben Diskriminierung – offen oder subtil – demnach insbesondere aufgrund ihrer Hautfarbe. Muslimische Personen nennen ihre Religion als Hauptgrund für Diskriminierungserfahrungen. Dabei geht es laut Umfrage sowohl um offenen Rassismus als auch um subtile Benachteiligung. Beides erlebten die Befragten im öffentlichen Raum, also in Ämtern, bei Behörden, durch Polizei und Justiz, aber auch in Restaurants und Geschäften.
Betroffene haben laut Monitor nicht nur ein erhöhtes Risiko für psychische Belastungen, vor allem bei regelmäßigen Diskriminierungserfahrungen. Sie verlieren darüber hinaus in erheblichem Maße Vertrauen in staatliche Institutionen, wie es hieß.
Die Allianz Claim, der etwa 50 muslimische und nicht-muslimische Organisationen angehören, rief die kommende Bundesregierung auf, den antimuslimischen Rassismus stärker in den Fokus zu nehmen. Das Vertrauen muslimischer Menschen in die Politik und die Bundesregierung sei massiv erschüttert – auch weil sich Menschen nicht repräsentiert, respektiert und geschützt fühlten. Es brauche nicht nur mehr und bessere Daten zum antimuslimischen Rassismus, sondern auch mehr Schutz und Beratung für Betroffene.