Alexandra Achenbach ist Nachhaltigkeitsexpertin und gibt anderen Menschen Tipps für einen grüneren Lebensstil. Dabei will sie nicht dogmatisch sein: “Es geht nicht darum, alles perfekt zu machen”.
Angesichts des Klimawandels ist es vielen Menschen ein Bedürfnis geworden, im Alltag ressourcenschonend zu leben. Auch Eltern treibt der Wunsch nach Nachhaltigkeit um. Diesen umzusetzen ist nicht immer einfach – vor allem wenn die eigenen Kinder in die Pubertät kommen und lieber coole Markenschuhe tragen wollen statt gebrauchter Sneaker. Davon berichtet Alexandra Achenbach, promovierte Biologin und Umweltbloggerin aus München, im Gespräch mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).
“Das Bedürfnis, dazuzugehören, wächst in dem Alter. Da hilft nur, viel mit dem Kind zu reden und zum Beispiel zu fragen: Bist du wirklich ausgeschlossen, wenn du dies oder jenes nicht trägst, oder geht es um etwas anderes?”, so Achenbach. Für sie als Mutter eines elfjährigen Sohnes bedeute das aber auch, mal nachzugeben und nicht dogmatisch zu beharren. “Dann kaufen wir die gewünschten neuen Schuhe von Nike, Reebok oder Adidas, und nicht von einer nachhaltigen Marke. Aber eben erst, wenn er aus den alten Schuhen wirklich herausgewachsen ist”, berichtet Achenbach, die auch zahlreiche Bücher zum nachhaltigen Lebensstil veröffentlicht hat.
Achenbach befürchtet, dass Kinder ohne Gespräche auf Augenhöhe und ein Entgegenkommen irgendwann auf stur schalten – “und dann gar nicht mehr wollen”. Die bevorstehende Teenie-Zeit ihrer zwei Kinder wird herausfordernd, vermutet sie. “Aber ich habe die Hoffnung, dass sie sich an vieles erinnern, was wir besprochen und erklärt haben, wenn sie aus dem gröbsten Hormonsturm heraus sind. Eine Pubertät dauert ja auch nur eine begrenzte Zeit.”
Die Buchautorin und ihre Familie kaufen und tragen meistens Second-Hand-Kleidung oder von nachhaltigen Marken. “Gerade bei Kindern sind gebrauchte Klamotten relevant, weil sie so schnell herauswachsen”, sagt Achenbach. Allerdings werde dies ab einem bestimmten Alter schwieriger: “Ab sechs Jahren ungefähr wachsen sie nicht mehr so schnell und tragen zum Beispiel die Hosen länger. Viele gebrauchte Hosen sind dann am Knie schon durch.”
Achenbach gibt auf ihrem Blog “livelifegreen” zahlreiche Tipps für einen umweltbewussten Lebenswandel – eher pragmatisch als radikal: “Es geht nicht darum, alles perfekt zu machen, sondern neue Sachen auszuprobieren und ganz persönliche nachhaltige Lösungen zu finden”, sagt sie. Menschen, die nachhaltiger leben möchten, empfiehlt sie “einfach mal loszulegen”. Unter dem Strich sei es besser, wenn 80 Millionen Deutsche Schritt für Schritt nachhaltiger leben würden, als wenn es einigen Wenige in Perfektion gelinge. “Man darf auch scheitern”, betont Achenbach.
Die Bloggerin ist überzeugt: “Mein Handeln und mein Lebensstil haben einen Einfluss.” Ein erster leichter Schritt, um selbst nachhaltiger zu konsumieren, sei es, Mehrweg- statt Einwegprodukte zu kaufen und zu benutzen. “Das fängt beim Quetschie für Kleinkinder an und hört bei der Menstruationstasse für mich selbst auf”, sagt Achenbach. Ein weiterer Einsteigertipp: Leitungswasser trinken statt Wasser aus PET-Flaschen. “Flaschenwasser ist 600 mal klimaschädlicher als Leitungswasser”, erklärt sie. Außerdem spare der Umstieg bares Geld.
Achenbach erklärt aber auch, dass der eigene Beitrag zur Nachhaltigkeit Grenzen hat: “Es ist auch mal in Ordnung, Essen beim Lieferservice in Einwegverpackungen zu bestellen. Wie effektiv wir als Gesellschaft unser Klima und die Natur schützen, ist vor allem von den großen Entscheidungen in der Politik abhängig. Das sind die großen Hebel.”
Die Buchautorin selbst hat durch eine einmonatige Konsum-Auszeit zu Maß und Mitte gefunden, berichtet sie. Denn auch die Nachhaltigkeitsexpertin ist eigenen Angaben zufolge nicht gegen Verlockungen der Werbung immun. “Leihen, tauschen, Second-Hand kaufen und reparieren waren erlaubt”, berichtet sie. “Das hat mir geholfen zu erkennen, welche Mechanismen in mir wirken, wann ich etwas neu kaufen will.” Oft gehe es dabei nicht um einen wirklichen Bedarf, sondern darum, sich mit einem Neukauf zum Beispiel zu belohnen oder zu trösten. Achenbach: “Es hilft, eine Nacht darüber zu schlafen, bevor man den Kaufknopf drückt.”