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Toleranz-Preis für Margot Friedländer und Delphine Horvilleur

Das Jüdische Museum Berlin hat die 103 Jahre alte Holocaust-Überlebende Margot Friedländer und die französische Autorin und Rabbinerin Delphine Horvilleur mit dem 23. „Preis für Verständigung und Toleranz“ geehrt. Mit der undotierten Auszeichnung werden Persönlichkeiten aus Kultur, Politik und Wirtschaft gewürdigt, die sich auf herausragende Weise um die Förderung der Menschenwürde, der Völkerverständigung, der Integration von Minderheiten und des Zusammenlebens unterschiedlicher Religionen und Kulturen verdient gemacht haben. Die Laudatio auf Friedländer bei der Preisverleihung am Samstagabend in Berlin hielt Altbundespräsident Joachim Gauck.

Gauck betonte, die Rückkehr der NS-Überlebenden nach Deutschland sei ein Geschenk. Sie ermutige zugleich, der Vergangenheit ins Gesicht zu sehen. Der am 5. November 1921 in Berlin geborenen jüdischen Deutschen Margot Friedländer gelang es unter dem NS-Regime zunächst, unterzutauchen und in Verstecken zu überleben. 1944 wurde sie in Berlin verhaftet und in das KZ Theresienstadt deportiert. Nach der Befreiung 1945 ging sie im Jahr darauf mit ihrem Ehemann in die USA. Nach mehr als 60 Jahren im Exil in New York kehrte sie mit 88 Jahren nach Deutschland zurück. Im vergangenen Jahr gründete sie eine Stiftung. Ihr Vater, ihre Mutter und ihr Bruder wurden von den Nationalsozialisten ermordet.

Margot Friedländer engagiere sich als Zeitzeugin seit vielen Jahren und trotz ihres hohen Lebensalters „mit schier unfassbarer Kraft gegen Hass und Ausgrenzung“, heißt es in der Preis-Begründung. Sie setze sich für Toleranz und Menschlichkeit, Freiheit und Demokratie ein und motiviere zum Engagement gegen Antisemitismus und Rassismus. Dass sie sich der Aufgabe verschrieben habe, im Land der Täter von ihren persönlichen Erinnerungen an die NS-Verfolgung und die Schoah zu berichten und dabei auch das Risiko der Begegnung mit Holocaust-Leugnern eingehe, sei sehr beeindruckend.

Die 50-jährige Delphine Horvilleur arbeite seit langem intensiv mit muslimischen und christlichen Intellektuellen und Geistlichen zusammen und suche den Dialog zwischen den Religionen, heißt es weiter in der Begründung für die Preisvergabe. Die 1974 in Nancy geborene liberale jüdische Geistliche stelle die Suche nach Gemeinsamkeiten und die Überwindung von Ängsten, Grenzen und Vorurteilen in den Fokus ihres Schaffens. Sie setze sich für marginalisierte Gruppen in der Gesellschaft ein und bringe Menschen unterschiedlicher Glaubensrichtungen zusammen.

Das Jüdische Museum Berlin verleiht den „Preis für Verständigung und Toleranz“ seit 2002 gemeinsam mit dem Freundeskreis des Museums. Bisherige Preisträger waren unter anderem der Pianist und Dirigent Daniel Barenboim, Literaturnobelpreisträger Imre Kertész, die Schauspielerin Iris Berben, Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller, der Pianist Igor Levit sowie die Altbundeskanzler Helmut Kohl und Angela Merkel (beide CDU). Im vergangenen Jahr wurden Corinne Michaela Flick, Gründerin und Vorständin der gemeinnützigen Convoco-Stiftung, und Wolfgang Ischinger, Präsident des Stiftungsrats der Münchner Sicherheitskonferenz, ausgezeichnet.