Der Journalismus sollte sich nach Ansicht von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier nicht „die Kultur der Dauerempörung zu eigen“ machen. „Bleiben Sie unterscheidbar von den sozialen Medien! Betrachten Sie die Aufgabe zu differenzieren nicht als Nachteil, sondern als das Fundament von Journalismus, der sich der Demokratie verpflichtet fühlt“, sagte Steinmeier anlässlich des Festakts „100 Jahre Rudolf Augstein“ in Hamburg.
Journalistinnen und Journalisten sollten nicht zulassen, dass „in unserer Demokratie die Lauten über die Nachdenklichen siegen“, sagte Steinmeier laut Redemanuskript. Er sei überzeugt, dass das für die Demokratie und das Überleben des Journalismus entscheidend sei, unterstrich der Bundespräsident.
Steinmeier: Verantwortung bei der Berichterstattung über kriegerische Konflikte
Ihm sei bewusst, unter welchem Druck Journalisten stehen. Elektronische Medien hätten zu einer „Beschleunigung des Nachrichtengeschäfts“ geführt und das Geschäftsmodell des Journalismus verändert. Nicht mehr die Frage, welche Bedeutung eine Nachricht für die Welt habe, sei entscheidend für ihre Verbreitung, „sondern ob die Welt sie klickt“, sagte Steinmeier.
Der Bundespräsident erinnerte auch an die Verantwortung bei der Berichterstattung über kriegerische Konflikte. Niemand könne verhindern, dass aktiv Desinformation gestreut werde. „Aber es gehört deshalb umso mehr zur zentralen Verantwortung von Journalisten – und auch von Politikern -, keine Nachricht zu verbreiten, solange die Quellenlage nicht absolut klar, der Wahrheitsgehalt nicht absolut sicher ist“, betonte Steinmeier.
Presse- und Meinungsfreiheit als hohes Gut
Er sehe mit Sorge, wie sehr der Journalismus „in den letzten Jahren in Misskredit“ geraten sei, welchen Anfeindungen Journalisten heute ausgesetzt sind und dass es für viele auch hierzulande gefährlicher werde, zu berichten, sagte Steinmeier. „Mit gutem Grund“ garantiere das Grundgesetz Presse- und Meinungsfreiheit und die Rechtsordnung schütze Journalisten besonders.