Zum Auftakt des Katholikentags in Erfurt hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier den großen Vertrauensverlust der Kirchen bedauert. “Man muss wohl von einer epochalen Veränderung sprechen”, sagte er bei der Eröffnung laut Manuskript. Zugleich stellte er an die Adresse der Kirchenoberen kritische Fragen nach einer kompetenten Begleitung von Menschen, die nach Sinn suchen.
Seit Jahren registrieren die beiden großen Kirchen in Deutschland eine beispiellose Welle an Austritten. Steinmeier verwies auf Gründe “wie die fürchterliche Tatsache des massenhaften Missbrauchs und besonders der langen Geschichte seiner Vertuschung”.
Zunehmende Gleichgültigkeit gegenüber dem Religiösen
Erstmals findet der Katholikentag in Erfurt statt. In den östlichen Bundesländern sind Christen eine kleine Minderheit. Ausgerechnet dort stärkt Steinmeier ihnen den Rücken. Trotz des epochalen Vertrauensverlusts der Kirchen tragen Christen nach seiner Ansicht weiterhin stark zum Zusammenhalt in Deutschland bei. “Das ist für unsere ganze Gesellschaft ein Glück”, betonte das Staatsoberhaupt.
Allerdings gebe es in weiten Teilen der Gesellschaft eine zunehmende Gleichgültigkeit gegenüber dem Religiösen und dem, was über das Leben hinausweise. Dazu fragte der Präsident kritisch: “Geben die Kirchen hier zu wenig Anstoß? Ist ihre Botschaft zu leise, zu blass, zu wenig profiliert?”
Steinmeier lobt Einsatz für Arme, Einsame, Kranke oder Süchtige
Und weiter sagte Steinmeier mit Blick auf Menschen, die auf der Suche nach Sinn und Richtung seien: “Finden diese ernsthaft Suchenden überzeugende Antworten, finden sie geistliche Kompetenz, finden sie empathische Begleitung in unseren Gruppen, Gemeinden und Initiativen?”