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Sorben-Wenden-Beauftragter der EKBO kritisiert AfD

Kürzlich versuchte die AfD im Görlitzer Kreistag eine Kürzung der Stelle der Sorbenbeauftragten des Landkreises durchzusetzen. Manfred Hermaš, Sorben-Wenden-Beauftragter der EKBO, übt scharfe Kritik.

Manfred Hermaš ist Prädikant und Sorben-Wenden- Beauftragter der EKBO und Vorsitzender des Sorben-Wenden-Beirates
Manfred Hermaš ist Prädikant und Sorben-Wenden- Beauftragter der EKBO und Vorsitzender des Sorben-Wenden-BeiratesJ. Schmidtchen

Vor Kurzem ging ein Aufschrei durch die regionale Presse. Denn die AfD hatte versucht, die Hauptsatzung des Landkreises Görlitz in ihrem Sinne zu ändern. Dies ist nicht gelungen. Damit bleibt die Stelle der Beauftragten für sorbische Angelegenheiten – für die im Landkreis lebenden sorbischen Bürger von Kati Struck als hauptamtliche Stelle mit 9,5 Stunden erhalten.

Am 12. September hielt ich im Sozialen Zentrum „St. Barbara“ in Schleife eine Andacht zu Matthäus 6,25; „Darum sage ich euch: Sorgt euch nicht um euer Leben, was ihr essen und trinken werdet; auch nicht um euren Leib, was ihr anziehen werdet …“ Diese Worte aus dem Predigttext für den 15. Sonntag nach Trinitatis, „sich keine Sorgen zu machen“, bedeuten keinesfalls „sorglos“ zu sein.

Schleife: AfD-Vertreter als 1. Stellvertreter des Bürgermeisters

Am Tag der Landtagswahl, dem 1. September, erinnerte Pfarrerin Jadwiga Malinkowa in Schleife im deutsch-sorbischen Scheunengottesdienst an den Beginn des Zweiten Weltkrieges. Sie verwendete das Bild von den „Wölfen im Schafspelz“. Aber leider gibt es Wiederholungen in der deutschen Geschichte. In der vorletzten Augustwoche wurde in Schleife bei der Konstituierung des Gemeinderates der AfD-Vertreter zum 1. Stellvertreter des Bürgermeisters gewählt. Da meinten einige noch, jetzt soll er sich beweisen.

Im Vorfeld der Konstituierung des Kreistages Görlitz war durchgesickert, dass die AfD Veränderungen bei den Stelle der Sorbenbeauftragten anstrebe. Ihre Stelle ist in der Hauptsatzung als eine Hauptamtliche verankert. Die Satzung setzt den Grundpfeiler für die Arbeit des Kreistages. Aber daran wurde nun gesägt. Die AfD zielte nicht nur auf die Stelle der Sorbenbeauftragten Kati Struck ab. Ihr Antrag sollte zugleich – mit dem Argument der Kostenreduzierung – mehrere Beauftragtenstellen betreffen. Auch die Beauftragte für Migration und Integration sollte ehrenamtlich werden. Die Funktion des Gleichstellungsbeauftragten sollte ganz gestrichen werden.

AfD-Antrag im Görlitzer Kreistag abgewiesen

Anders als in Schleife hat die Mehrheit des Kreistages Görlitz den Antrag der AfD dort aber nach heftigen Wortgefechten abgewiesen. Ich wurde von der sorbischen Tageszeitung dazu befragt und habe mich so geäußert: „Das ist eine traurige und ernste Angelegenheit. Jetzt sehen wir ja, wie ernst die AfD-Partei hinter ihrer ,bunten Vielfalt der Lausitz‘ steht, mit der sie ja im Wahlkampf für die Sorben und deren Sprache geworben hat. Das waren nur leere Worte.“

Nun sind an diesem Sonntag auch in Brandenburg Wahlen. Dort wird weiter mit der „bunten Vielfalt der Lausitz“ für die AfD geworden. Eine Frau in wendischer Tracht zwischen einer Trachtenträgerin aus Bayern und einer aus dem Schwarzwald sieht man auf den Wahlplakaten. Man soll aber an den Taten messen, nicht an den Worten. Was geschieht, ist einfacher Wahlpopulismus und – das hinsichtlich der implizierten „Anti-Migrations-Botschaft“ – sogar eine schäbige Instrumentalisierung unserer sorbischen Kultur.

Taten statt Worte bewerten

Ich weiß, wovon ich rede. Ich war selbst von 2009 bis 2016, anfangs mit 10 Stunden, später mit 9,5 Stunden hauptamtlich als Sorbenbeauftragter beschäftigt. Für mich war aber von Vorteil, dass ich bis 2014 im Landkreis Görlitz gleichzeitig Regionalsprecher der Domowina, Dachverband sorbischer Verbände, war. So gab es Synergieeffekte, die die Sorbenbeauftragte Kati Struck heute nicht hat.

Die Geschichte zeigt uns, wohin manches führen kann. In Schleife wurde vor kurzem des 150. Geburtstages von Jakub Lorenc-Zalěski, des sorbischen Dichters und Schriftstellers, gedacht. Er hat sich in der Zeit der Weimarer Republik sehr für das Sorbische eingesetzt, musste dann aber die Repressalien der braunen Machthaber erleben. Ihm werden wir nun ein Denkmal setzen.

Also sollten wir bei den Bewertungen mehr auf die Taten jener sehen, die jetzt noch so reden, dann aber anders handeln. Unsere Landessynode hat eindeutige Beschlüsse zum Umgang mit der AfD gefasst. Wir sollten, was möglich ist tun, selbst handeln – nicht sorglos die Entwicklung abwarten.

Martin Hermaš ist Prädikant und Sorben-Wenden-Beauftragter der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) und Vorsitzender des Sorben-Wenden-Beirates.