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Schriftstellerin Juli Zeh erwartet “absurde Bündnisse” im Osten

In den Medien wird spekuliert, ob Juli Zeh Bundespräsidentin werden könnte. Sie macht klar, dass sie kein politisches Amt anstrebt. Doch die Politik hat sie im Blick – gerade was im Osten Deutschlands passiert.

Die Schriftstellerin Juli Zeh erwartet nach den Landtagswahlen im Osten “absurde Bündnisse”, um die “Brandmauer gegen die AfD” aufrechtzuerhalten. Dagegen werde die Ampel eine “echte Wohlfühlgruppe” sein, sagte die 50-Jährige dem Berliner “Tagesspiegel” (Donnerstag). “Dann ist die AfD die einzige Opposition, und wird es noch leichter haben, zu sagen: Guckt mal, die kriegen gar nichts hin. Ein Teufelskreis.”

Der Aufstieg des Rechtspopulismus in Deutschland ist nach Ansicht der in Brandenburg lebenden Schriftstellerin und Juristin das Ergebnis eines “krassen Vertrauensverlustes” in die Politik. “Gesellschaft funktioniert nicht, wenn Bürger sagen: Wir erwarten nichts und schimpfen nur noch auf euch.” Aus Zehs Sicht wäre es die Aufgabe der SPD, zu zeigen, dass man sich gegenseitig ernst nehmen muss, wenn es klappen soll mit den Gemeinschaftsaufgaben.

Nach unbestätigten Medienberichten ist Zeh als Kandidatin der SPD für das Bundespräsidentenamt im Gespräch. Sie ist seit 2017 Mitglied der Partei, hält sich aber für politische Ämter für ungeeignet: “Ich spüre schon ein starkes Pflichtgefühl gegenüber meinem Land, wäre jedoch eine komplette Fehlbesetzung für ein politisches Amt.” Nur vier Stunden schlafen, 7000 Termine am Tag – dafür habe sie weder die geistige noch die emotionale oder psychische Kondition. “Außerdem kann ich mich schlecht abschotten. Ich saß heute mehrere Stunden in Meetings, jetzt bräuchte ich eigentlich eine Woche Reha.”

Zuletzt erschien von Juli Zeh zusammen mit Simon Urban der Roman “Zwischen Welten” (2023). Die promovierte Juristin arbeitet ehrenamtlich als Richterin am Verfassungsgericht des Landes Brandenburg.