Hannover. Die Theologin Petra Bahr (50) ist als neue Regionalbischöfin des evangelischen Sprengels Hannover eingeführt worden. Landesbischof Ralf Meister segnete sie vor rund 500 Gästen in einem Festgottesdienst in der Neustädter Kirche in ihr neues Amt ein. Bahr hat Anfang Januar die Nachfolge von Landessuperintendentin Ingrid Spieckermann übernommen, die im Sommer in den Ruhestand gegangen war. Bahr war bislang Leiterin der Hauptabteilung Politik und Beratung der Konrad-Adenauer-Stiftung in Berlin und davor Kulturbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).
In ihrer Predigt betonte die promovierte Theologin, in der Kirche müsse auch Platz für zögernde und zweifelnde Menschen sein. "Der Zweifel ist, wenn es gut läuft, der engste Freund der Wahrheitsliebe und die Schwester des Staunens", sagte sie. Ein Glaube, der Fragen nicht zulasse, könne sogar gefährlich sein und in den Fundamentalismus führen. Auch die Demokratie sei auf das öffentliche Zweifeln angewiesen, selbst wenn dies manchen Menschen als Zumutung erscheine. Der Streit um die Wahrheit dürfe nicht verteufelt werden.
Gegen den "Geist der Furcht"
Landesbischof Ralf Meister unterstrich, zu den Aufgaben der Kirche gehöre der Öffentlichkeitsauftrag in der Welt. Dies zeige sich in den Beiträgen von Künstlern und Journalisten oder in den Entscheidungsfindungen von Politikern. Meister wandte sich gegen den "Geist der Furcht", der gegenwärtig in der Gesellschaft grassiere: "Eine Furcht, die nicht von Gott kommt und doch vielerorts als diffuse Angst durch Länder zieht und von einigen Menschen böswillig geformt wird."
Petra Bahr stammt aus Lüdenscheid in Nordrhein-Westfalen. Nach einer journalistischen Ausbildung beim WDR studierte sie von 1989 bis 1996 Theologie und Philosophie in Münster, Bochum, Wuppertal und Jerusalem. Nach einer Tätigkeit in einer Unternehmensberatung war Bahr bis 2005 Referentin für Theologie, Recht und Politik an der Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft in Heidelberg. 2006 wurde sie die erste EKD-Kulturbeauftragte, bevor sie 2014 zur Adenauer-Stiftung wechselte. An der Universität Basel promovierte sie über Immanuel Kant, an der Universität Frankfurt am Main lehrte sie Religionsphilosophie und Ethik. Im Juni 2011 war sie Bischofskandidatin in Hamburg und scheiterte nur knapp an der amtierenden Bischöfin Kirsten Fehrs.