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Oldenburg: Hunderte demonstrieren mit jüdischer Gemeinde

Nach dem Brandanschlag auf das jüdische Gebetshaus in Oldenburg solidarisiert sich die Stadtgesellschaft. Oberbürgermeister Krogmann: “Das war versuchter Mord, Terror und nichts anderes.”

Mahnwache nach einem Brandanschlag auf die Synagoge in Oldenburg am 05.04.2024
Mahnwache nach einem Brandanschlag auf die Synagoge in Oldenburg am 05.04.2024Imago / Eibner

Nach dem Brandanschlag auf die Synagoge in Oldenburg haben am Sonntagmittag nach Polizeiangaben mehr als 500 Menschen, nach Schätzungen der Organisatoren sogar 700 Menschen in der Innenstadt ihre Solidarität mit der jüdischen Gemeinde demonstriert. Die Vorsitzende der jüdischen Gemeinde, Claire Schaub-Moore, dankte für die „überwältigende Solidarität“, die der Gemeinde Stärke verleihe. „Diese Stärke ist viel größer als das, was vor unserer Synagoge passiert ist.“

Ein bislang Unbekannter hatte nach Angaben der Polizei am Freitagmittag einen Brandsatz auf die Tür der Synagoge in der Leo-Trepp-Straße geworfen. Das Feuer konnte von zwei Hausmeistern des benachbarten Kulturzentrums PFL schnell gelöscht werden, sodass lediglich die Tür leicht beschädigt wurde. Menschen seien nicht verletzt worden.

Niedersächsische Landtagspräsidentin: “Für den Schutz der Jüdinnen und Juden”

Die in Oldenburg lebende niedersächsische Landtagspräsidentin Hanna Naber (SPD) sagte als Rednerin auf der Kundgebung: „Wir stehen hier für den solidarischen Schutz der Jüdinnen und Juden – in Oldenburg, Niedersachsen und der ganzen Welt. Wir erinnern an unser Versprechen, mit dem die Bundesrepublik gegründet wurde: Nie wieder! Der Schutz jüdischen Lebens ist unser aller Verpflichtung.“ Sie fügte hinzu: „Wir müssen laut sein: für unsere vielfältige, freiheitliche Demokratie, gegen Hass und Hetze.“

Unbekannte haben einen Brandsatz gegen die Tür der Oldenburger Synagoge geworfen
Unbekannte haben einen Brandsatz gegen die Tür der Oldenburger Synagoge geworfenELKiO / Dirk-Michael Groetzsch

Oberbürgermeister Jürgen Krogmann (SPD) verurteilte die Tat scharf. Zwar habe es bereits in Oldenburg antisemitische Vorfälle gegeben, aber nicht in dieser Qualität. Wer einen Molotow-Cocktail gegen eine Synagoge werfe, müsse damit rechnen, dass sich darin Menschen befinden: „Das war versuchter Mord, Terror und nichts anderes.“

Bischof: Jüdische Familien müssen sicher leben können

Der evangelische Bischof Thomas Adomeit nannte es „unerträglich, dass die jüdischen Geschwister in unserer Stadt sich um ihr Leben ängstigen müssen.“ Er rufe alle Menschen auf, dafür Sorge zu tragen, dass jüdisches Gemeindeleben und Gottesdienste unbeschwert stattfinden und jüdische Familien sicher leben können. Er fügte hinzu: „Nie wieder darf dies infrage stehen.“

Nach dem Anschlag hatten bereits zahlreiche Politiker ihre Solidarität mit der jüdischen Gemeinde erklärt. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) schrieb im Kurznachrichtendienst X, vormals Twitter, der Anschlag sei „ein widerwärtiger, menschenverachtender Angriff auf Jüdinnen und Juden in Oldenburg“.

Niedersachsens Innenministerin Daniela Behrens (SPD), betonte, die Sicherheitsbehörden würden alles dafür tun, den oder die Täter zu ermitteln. „Der Rechtsstaat wird hier klare Kante zeigen.“

Zentralrat der Juden: „Wir werden uns nicht unterkriegen lassen”

Der Präsident des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden von Niedersachsen, Michael Fürst, warnte auf Nachfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd) vor der monotonen „hohlen Phrase“, in Deutschland sei kein Raum für Antisemitismus, solange dieser von der Mitte der Gesellschaft geduldet und sogar mitgetragen werde. „Wir können nicht in die Glaskugel sehen, aber vom Molotow-Cocktail auf ein jüdisches Gemeindezentrum bis zum Schuss auf einen jüdischen Gläubigen, der den Gottesdienst besucht, ist es nicht weit.“

Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, betonte auf der Internetseite des Zentralrats: „Wir werden uns nicht unterkriegen lassen. Jüdisches Leben gehört zu unserem Land, zu Deutschland.“ Wer das nicht wahrhaben wolle, müsse alle rechtlichen Konsequenzen für sein Handeln tragen.