BERLIN – Es ist ein altes Reizwort: „Mission“. Erst in den letzten Jahren wurde der Begriff in den evangelischen Landeskirchen wieder salonfähig, auch manche Freikirche tat sich lange damit schwer. Nun war die Mission auch Thema eines Studientages, den die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) am Rande ihrer Mitgliederversammlung in Berlin durchführte.
Im Zentrum der Diskussionen stand dabei die Bedeutung des Begriffs Mission. „Problematisch ist Mission immer dann, wenn sie nicht primär vom Interesse der Verkündigung der Christusbotschaft, sondern vom Eigeninteresse der Kirche nach Mitgliederwachstum geleitet ist“, sagte die katholische Theologieprofessorin Anja Middelbeck-Varwick. Es gehe primär um einen Glauben, „aus dem ich lebe und meine Welt deute“. Nur solch ein Zeugnis könne überzeugend wirken.
„Mission besteht nicht darin, Absolutheitsansprüche für den eigenen Glauben zu erheben und andere Menschen zur Umkehr zu bewegen, sondern vielmehr darin, sich immer wieder neu zu Christus zu bekehren und dadurch anderen Menschen Anstöße für ihr Leben zu geben.“
Einen anderen Schwerpunkt setzte der Vorsitzende des Landesverbands Landeskirchlicher Gemeinschaften in Sachsen, Professor Johannes Berthold. Eine aus dem „Überfluss Gottes“ gelebte Mission setze weder sich selbst noch andere unter Druck. Gerade in solcher Freiheit sei sie „charmant und offen“.
Die Islamwissenschaftlerin Riem Spielhaus nannte die Verteilung von Koran-Exemplaren durch Salafisten für den Islam „untypisch“. Verbreitet sei unter Muslimen eher die Einstellung, den eigenen Glauben vorbildlich zu leben und ihn damit in der Gesellschaft zu repräsentieren. Skeptisch zeigte sich die Wissenschaftlerin im Blick auf Bemühungen, den interreligiösen Dialog als Teil der Missionstätigkeit zu sehen. Beim Dialog sollte es nach Ansicht von Spielhaus eher darum gehen, die Gesellschaft gemeinsam gerecht zu gestalten. las
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