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Österreich gedenkt Flüchtlingstragödie vor zehn Jahren

Sie suchten ein besseres Leben, doch fanden den Tod: Am 26. August 2015 sterben mehr als 70 Migrantinnen und Migranten qualvoll auf ihrem Weg in den Westen. Hat die Politik aus der Tragödie gelernt?

In Österreich jährt sich zum zehnten Mal die Flüchtlingstragödie von Parndorf. Bei dem Vorfall, der die Flüchtlingswelle 2015 begleitete, kamen am 26. August 71 Migranten aus Syrien, Afghanistan, dem Irak und dem Iran im Laderaum eines Kühltransporters ums Leben. Kritik kommt zum Jahrestag aus dem betroffenen Bundesland Burgenland.

Im Herbst 2015 überquerten über die Balkanroute mehrere tausend Migrantinnen und Migranten täglich die Grenze nach Österreich, um größtenteils nach Deutschland weiterzureisen. Politisch habe sich seither viel zu wenig getan, kritisierte am Montag der burgenländische Landeshauptmann Hans-Peter Doskozil (SPÖ). Er war zum Zeitpunkt der Massenflucht als Landespolizeidirektor an der Grenze zu Ungarn im Einsatz.

Von Österreich und Europa fordert er heute, “endlich die Lehren aus dem Jahr 2015 zu ziehen und eine nachhaltige Strategie zu entwickeln”. Zu einer vorausschauenden Migrationspolitik gehören ihm zufolge ein effektiver Schutz der EU-Außengrenzen, außereuropäische Zentren und eine “konsequente Abschiebepraxis”.

Am 27. August 2015 hatten österreichische Polizeikräfte in einer Pannenbucht auf der Ostautobahn nahe der 5.000-Einwohner-Gemeinde Parndorf einen Kühltransporter aus Ungarn vorgefunden. Auf der rund 14 Quadratmeter großen Ladefläche, die über keine Lüftung verfügte, fanden sie die Leichen von 59 Männern, 8 Frauen und 4 Kindern.

Diese dürften laut Untersuchungen bereits tags zuvor in Ungarn an Erstickung gestorben sein. Spuren deuteten darauf hin, dass die Gruppe noch versuchte, den überhitzten Laderaum von innen aufzubrechen. 2019 wurden vier Schlepper zu lebenslanger Haft verurteilt.