Ratzeburg. Mit einem Festakt hat die evangelische Nordkirche am Pfingstmontag ihren zehnten Geburtstag gefeiert. Rund 400 Gäste aus Politik, Kirche und Gesellschaft versammelten sich zum Gottesdienst und anschließendem Empfang im Ratzeburger Dom. Dass so viele zur Feier des Nordkirchenjubiläums gekommen seien, sei „Ausdruck unserer guten Verbundenheit und der wichtigen, stabile Beziehungen, die in vielen Jahren gewachsen sind“, sagte Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt.
Vor zehn Jahren hatten sich die Landeskirche Mecklenburgs, die Pommersche Evangelische Kirche und die nordelbische Kirche zur Nordkirche zusammengeschlossen. Bei der Gründungsfeier in Ratzeburg gab es damals für jede Kirchengemeinde einen kleinen Lindenbaum als Geschenk, diesmal erhalten die Kirchengemeinden nachhaltig gezogene Pfingstrosen-Setzlinge als Geburtstagsblumen. „Möge viel Gutes weiter blühen und weiter wachsen, und das: nachhaltig! Es ist Gottes Segenskraft, die uns zusammen wachsen lässt, die uns heilt und tröstet“, sagte die Landesbischöfin.
Nordkirche wichtige Stütze der Gesellschaft
Schleswig-Holsteins Kulturministerin Karin Prien (CDU) wünschte der Nordkirche „Mut und Kraft, die vielen bereits bestehenden Ansätze, Kirche attraktiv zu gestalten, erfolgreich umzusetzen“. Das Christentum bleibe ein wichtiger ethischer Kompass in Gesellschaft und Politik.
„Dieser Zusammenschluss stiftet neue, norddeutsche Identität“, sagte Kulturstaatssekretärin Susanne Bowen in Vertretung von Mecklenburg-Vorpommerns Wissenschaftsministerin Bettina Martin (SPD). Die Nordkirche sei eine wichtige Stütze des gesellschaftlichen Wertesystems. „Wir erleben gerade, dass Einigkeit, Frieden, Freiheit, Demokratie und Solidarität nicht selbstverständlich sind.“ Insbesondere in der Zeit des Ukrainekrieges und in der Flüchtlingskrise 2015 hätten Kirchengemeinden ihre Türen geöffnet, Menschen an den Tisch geladen, ihnen Herberge gegeben.
Der Hamburger Schulsenator Ties Rabe (SPD) begrüßte „den Mut und die Tatkraft, mit der die Nordkirche den Blick nach vorne richtete“. Gemeinsam mit anderen Religionsgemeinschaften habe sie den Religionsunterricht für alle zu einem bundesweit bestaunten Markenzeichen des Hamburger Schulwesens gemacht.
Ein Erfolgsmodell von Fusion, Zusammenarbeit und Miteinander
Der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz Christian Stäblein würdigte die Nordkirche als „ein anerkanntes Erfolgsmodell von Fusion, Zusammenarbeit und Miteinander von Ost und West, von Metropole und schönen Stränden, von Marschland und Moor“. Sie sei in diesen schwierigen Zeiten für ihn „die Partnerin“, die auch mal über Strukturen und Grenzen hinweg agiere, wenn es die Situation erfordere.
Stäblein erinnerte in dem Zusammenhang an das erste Weihnachten in der Corona-Pandemie 2020. Die Unsicherheit sei groß gewesen, wie man denn Weihnachten überhaupt feiern könne. Aus dem Norden sei dann die Idee des gemeinsamen Singens auf den Balkonen und in den Wohnzimmern gekommen, am 24. Dezember um 20 Uhr. „Was sind wir froh, dass wir Eure Nachbarn sind“, so Stäblein. Bei Nachbarn könne man ja immer nach Mehl oder Zucker fragen, wenn es einem ausgehe. „Bei Euch bekommt man zudem Zuspruch und Lieder, wenn sie mal ausgehen“, sagte der Bischof.
Neue Partnerschaft mit Bistum Växjö
Beim Festakt wurde auch eine neue Partnerschaftsvereinbarung mit dem schwedischen Bistum Växjö unterschrieben. Die Partnerschaft der ehemaligen Pommerschen Evangelischen Kirche mit dem Bistum Växjö der Kirche von Schweden bestand schon seit 1975, im Oktober 2011 war sie mit einem schriftlichen Partnerschaftsvertrag besiegelt worden.
Die Nordkirche hatte in ihrem Gründungsjahr 2012 noch rund 2,4 Millionen Gemeindeglieder, was rund 39 Prozent der Bevölkerung im Kirchengebiet entsprach. Im April 2021 hatte sie mit knapp 1,9 Millionen (28,9 Prozent der Gesamtbevölkerung) rund eine halbe Million Mitglieder verloren. Die Landeskirche erstreckt sich auf einer Fläche von über 40.000 Quadratkilometern in Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Hamburg. Einige Gemeinden liegen zudem in den Bundesländern Brandenburg und Niedersachsen. Zur Nordkirche gehören derzeit 920 Kirchengemeinden in 13 Kirchenkreisen. (epd)