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Neues Buch zu Deutschland und Israel – Dialog zweier Historiker

“Deutschland ist in Israel ein heikles Thema” – so lautet der erste Satz. Als heikel dürften in Bezug auf den öffentlichen Diskurs in Politik und Gesellschaft auch so manche Erörterungen in dem neuen Buch gelten. So kritisieren die Historiker Moshe Zimmermann und Moshe Zuckermann einige Aspekte der Art und Weise, wie an die Opfer der Schoah erinnert wird. Darüber hinaus schreiben sie von “Antisemitismus und seiner Vereinnahmung für fremdbestimmte Zwecke”.

Das Buch trägt den Titel “Denk ich an Deutschland… Ein Dialog in Israel”. Der rund 300-seitige Band enthält eine E-Mail-Korrespondenz der beiden Autoren, die sich über einen Zeitraum von April 2021 bis Januar 2022 erstreckt. Zuckermann und Zimmermann geht es dabei um Nuancen, “die der öffentliche Diskurs zumeist in simplifizierender Eindimensionalität, zuweilen auch in selbst auferlegter Blindheit anzugehen neigt”.

Das Buch möge als eine Art Bilanz oder Zwischenbilanz dessen gewertet werden, womit sich die Historiker sei Jahrzehnten beschäftigten, heißt es: “der vielschichten Geschichte Deutschlands, der Geschichte des Zionismus sowie der Wechselbeziehung zwischen beiden Geschichten samt der sich von ihr ableitenden Themenkomplexe”.

Gemeint sind etwa der Holocaust, der israelisch-palästinensische Konflikt und die “israelisch-zionistische politische Kultur und ihre (deutschen) Wurzeln im 19. Jahrhundert”. Es geht um den Begriff des Opfers, den Umgang mit Überlebenden der Schoah, die AfD, Jüdinnen und Juden im heutigen Deutschland, die postkoloniale Debatte sowie um früheren und gegenwärtigen Nationalismus. Im Blick sind sowohl Israel als auch Deutschland.

Im vergangenen Jahr wurde in Israel eine Regierung gewählt, in der auch rechtsradikale Minister vertreten sind. Zimmermann dazu: “Man muss die Frage an die deutsche Politik richten: Mit wem in Israel wollt Ihr zusammenarbeiten – mit den Demokraten oder mit den Zerstörern der freiheitlichen Demokratie?”

Da während der Arbeit an dem Buch Russland die Ukraine angegriffen hat, fließt auch dies ein. Zuckermann und Zimmermann nehmen dies zum Anlass, sich mit dem Verhältnis von Russland und Israel sowie mit Israels Haltung in dem Krieg zu beschäftigen.

Die Autoren erwarten nach eigenem Bekunden, dass sich die Ergebnisse ihres Dialogs nicht in den “israelischen Konsens” einfügten. “Auch eine typische Reaktion, die sich des ‘Man kann nicht vergleichen’ bedient, ist zu erwarten.” Sie hoffen auf eine sachliche Debatte.