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Neue EKD-Spitze gewählt – Kirsten Fehrs ist Ratsvorsitzende

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hat eine neue Spitze. Die Hamburger Bischöfin Kirsten Fehrs wurde am Dienstag bei der Synodentagung in Würzburg zur Ratsvorsitzenden gewählt. Ihr Stellvertreter ist der sächsische Landesbischof Tobias Bilz.

Die 63-jährige Fehrs erhielt 97 von 130 Stimmen der Mitglieder des Kirchenparlaments sowie der Delegierten der 20 Landeskirchen, die in der Kirchenkonferenz organisiert sind. Es gab 14 Gegenstimmen und 19 Enthaltungen. Der 60 Jahre alte Bilz bekam 110 von 125 Stimmen. Zehn Delegierte enthielten sich, fünf stimmten gegen Bilz.

Fehrs sagte, sie ziehe aus diesem Ergebnis „genügend Rückenwind“ für ihre Arbeit. Sie wolle sich weiter für die Aufarbeitung sexualisierter Gewalt einsetzen und dafür sorgen, dass sich die Kirche für das Recht der Schwächeren stark mache. Mit Blick auf den Mitgliederverlust der Kirche und notwendige Reformen sagte sie: „Die nächsten Jahre werden uns viel abverlangen.“ Sie wolle „mit Mut und Zuversicht“ an Entscheidungen herangehen. Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, schrieb in einer Gratulation an Fehrs: „Als Christinnen und Christen müssen wir gemeinsam für den Frieden einstehen und die Menschen an den Rändern der Gesellschaft fest im Blick haben.“

Die norddeutsche Theologin hatte das Amt als oberste Repräsentantin der rund 18,6 Millionen deutschen Protestanten vor einem Jahr bereits kommissarisch übernommen, nachdem die westfälische Präses Annette Kurschus im Zusammenhang mit einem Missbrauchsverdacht in ihrem früheren Arbeitsumfeld in Siegen zurückgetreten war.

Nun erfolgte die Wahl für drei Jahre. 2027 endet die Amtszeit des 15 Mitglieder zählenden Rates der EKD, dem einer Regierung ähnlichen Leitungsgremium neben Synode und Kirchenkonferenz.

Fehrs ist seit 2011 Bischöfin in Hamburg, ihr Sprengel Hamburg und Lübeck gehört zur evangelischen Nordkirche. Dem Rat der EKD gehört Fehrs seit 2015 an, 2021 wurde sie zur stellvertretenden Ratsvorsitzenden gewählt. Bilz ist seit 2021 Mitglied des Rates.

Die Wahl von Fehrs zur Ratsvorsitzenden am Dienstag galt als sicher. Jedoch hatte am Montagnachmittag eine unabhängige Anwältin des Publikums den Synodalen in Würzburg Anliegen von Betroffenen sexualisierter Gewalt in der Kirche vorgetragen und dabei auch Vorwürfe gegen die Nordkirche und Fehrs angesprochen. Eine Betroffene aus der Nordkirche wirft der Theologin im Zusammenhang mit der Aufarbeitung ihres Missbrauchsfalls Befangenheit vor.

Hintergrund ist eine von der Betroffenen als „freundschaftlich“ bezeichnete Verbindung zwischen Fehrs und einem ehemaligen Pastor einer Hamburger Gemeinde, der von dem Missbrauchsfall in den 1980er Jahren gewusst haben soll. Fehrs leitete die Unterstützungsleistungskommission (ULK) der Nordkirche, die sich mit Fällen von Missbrauch und deren Aufarbeitung befasste. Die Nordkirche und die EKD weisen den Vorwurf der Befangenheit zurück, lassen den Fall jedoch inzwischen extern untersuchen.

Fehrs nannte die Vorwürfe „gegenstandslos“. Fakt sei, die Kommission habe alles dafür getan, der Betroffenen zu helfen. Fakt sei aber auch, dass es zu keiner Entscheidung gekommen sei. Sie habe ihre Befangenheit in dem Verfahren vor der Kommission erklärt und sich bis heute daran gehalten, sagte sie vor Journalisten.

Die Synode beriet am Dienstag in Würzburg zudem ihr Schwerpunktthema Migration, Flucht und Menschenrechte. In einem Impulsvortrag sprach sich die Nürnberger Politikwissenschaftlerin und Politikberaterin Petra Bendel für die Beibehaltung des individuellen Rechts auf Asyl in Deutschland aus. Es sei das wichtigste Statut zum Schutz vor Verfolgung, sagte Bendel. Beschlüsse will die Synode am Mittwoch zum Abschluss des viertägigen Treffens fassen.