Christinnen und Christen aus Syrien und dem Libanon stehen im Mittelpunkt der diesjährigen Spendenaktion des katholischen Hilfswerks Missio. Die weltweite Solidarität sei seit Jahrzehnten ein Markenzeichen der Kirchen, sagte der Freiburger Erzbischof Stephan Burger am Freitag vor Journalisten in Freiburg. So würden „Netzwerke der globalen Nächstenliebe“ geschaffen.
Die Gäste aus dem Libanon und Syrien, die bei der Aktion mitwirkten, seien da tätig, wo Kirche sein müsse, „bei den Schwachen, bei den Misshandelten, bei den Benachteiligten“, sagte Burger. Sie arbeiteten an Perspektiven, damit Menschen eine Zukunft haben.
Bischöfe, Ordensfrauen und Laien von Kirchen aus beiden Ländern werden bis zum Weltmissionssonntag am 22. Oktober auf rund 200 Veranstaltungen in Deutschland über ihre Arbeit, Sorgen und Hoffnungen sprechen. Der Abschluss der Kampagne, die nach eigenen Angaben größte katholische Solidaritätsaktion weltweit, ist am 22. Oktober im Bistum Speyer geplant.
Die Auswirkungen des Krieges in Syrien und die politisch-wirtschaftliche Krise im Libanon stellten Christen vor immer größere Herausforderungen, sagte der Präsident von Missio Aachen, Pfarrer Dirk Bingener. Dennoch versuchten sie in beiden Ländern ihre Jahrhunderte alte christliche Tradition mit einer „bemerkenswerten Widerstandskraft“ zu bewahren.
Auf die herausfordernde politische und wirtschaftliche Situation im Libanon machte der maronitische Bischof Hanna Rahmé von Baalbek-Deir El-Ahmar (Libanon) aufmerksam. „Unser Land wird beherrscht von Räuberbanden“, sagte er. Durch die hohe Inflation seien viele Menschen verarmt. Auch auf ihre Ersparnisse bei den Banken könnten sie nicht zugreifen. Nur diejenigen, die über US-Dollar verfügten, könnten sich etwas leisten.
Die Menschen im Libanon hätten jedoch eine große Resilienz, so Rahmé: „Mithilfe des Gebets und Unterstützung aus anderen Ländern schaffen wir es.“ Seine Kirche ermutige die Menschen, trotz aller Schwierigkeit nicht auszuwandern, sondern im Libanon zu bleiben und ihren Glauben zu praktizieren.
Der syrische Erzbischof Jean-Abdo Arbach (Homs) sagte, rund 80 Prozent der Christen im Land lebten unterhalb der Armutsgrenze. Viele hätten zu wenig Lebensmittel und könnten nicht menschenwürdig leben. Er setze eine große Hoffnung auf die Unterstützung der Weltkirche. „Mit ihrer Hilfe werden wir alles dafür tun, dass die Christen im Nahen Osten bleiben“, sagte Arbach.
Pater Youssef Jihad leitet die Klostergemeinschaft von Mar Musa in Syrien, die über religiöse Grenzen hinweg in der Wüste einen Ort der Begegnung und des Friedens geschaffen hat. „In Syrien hilft die Kirche allen, Muslimen genauso wie Christen“, betonte der katholische Pater. Dadurch, dass die christliche Solidarität allen Menschen gelte, gewönnen die christlichen Kirchen an Ansehen in der Bevölkerung. (-2338/29.09.2023)