Das Entsetzen über den Angriff der Hamas auf Israel ist auch Tage später groß. „Ich habe viel geweint und mache mir große Sorgen“, sagt Ruth Regnier. Die 22-jährige Jüdin ist eine der rund 350 Menschen, die in Hannover für Solidarität mit Israel und gegen den Terror der palästinensischen Hamas demonstriert haben. Besorgt sei sie um ihre Freunde in Israel, die als Reservisten eingezogen wurden und zu denen sie jetzt keinen Kontakt mehr habe. (Ein Interview mit einer deutschen Theologin in Tel Aviv lesen Sie hier)
Viele Menschen bangen um Familie und Freunde in Israel. „Wir haben alle hektisch telefoniert“, sagt Yevgen Bruckmann von der Liberalen Jüdischen Gemeinde Hannover. In seiner Gemeinde gebe es Trauernde, doch es sei nicht an der Zeit, dem Gefühl der Ohnmacht nachzugeben. Seiner Meinung nach „helfen jetzt nur Soldaten, die den Staat Israel mit Waffen sichern.“
Israel: Erschütterung reicht tief
Dankbar über die Solidarität der Demonstrierenden zeigte sich Michael Fürst, Vorsitzender des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden von Niedersachsen. Bereits am Sonntag waren rund 200 Menschen für Israel auf die Straße gegangen. Die Erschütterung reicht tief. Fürst sagte, dass der Angriff auf Israel zum größten Massensterben von Jüdinnen und Juden seit dem Holocaust geführt habe. Zugleich mahnte er, dass nicht jeder Palästinenser ein Terrorist sei. Das gute Verhältnis zur palästinensischen Gemeinde dürfe nicht durch einige „Verrückte“ zerstört werden.
Noch sind die Konsequenzen des Angriffs für Israel nicht abzuschätzen. Sie könnten allerdings auch Deutschland betreffen. Niedersachsens Innenministerin Daniela Behrens mahnte, dass sich der Terror nicht nach Deutschland ausdehnen dürfe. „Wir werden das jüdische Leben in unserem Land schützen und uns gegen jede Form von Antisemitismus und Israel-Hass stellen“, so Behrens. „Wer Terror bejubelt, tritt die Menschenwürde und die deutsche Verfassung mit Füßen.“
Sorge um jüdische Gemeinden
Viele fürchten jetzt um die Sicherheit der jüdischen Gemeinden in Deutschland. „Es gibt Kreise, die eine klammheimliche Freude darüber empfinden, was die Hamas jetzt macht“, sagte der Antisemitismus-Beauftragte des Landes Niedersachsen, Professor Gerhard Wegner. Doch die Demonstrationen zeigten, dass viele Menschen Israel unterstützen.
Auch eine Vertreterin von Geflüchteten aus der Ukraine drückte ihre Solidarität bei der Kundgebung aus, die unter anderem von der Deutsch-Israelischen Gesellschaft organisiert worden war. Ebenso nahmen Angehörige verschiedener Religionen teil, darunter Landesbischof Ralf Meister und drei Mitglieder des Bischofsrats.