Trotz viel Regen im Herbst und Winter warnt der Klimawissenschaftler Andreas Marx mit Blick auf zukünftige Dürren vor Entspannung. Er sehe die Gefahr, dass der Eindruck entstehe, nach der Dürre könne man sich anderen Problemfeldern zuwenden, sagte der Hydrologe vom Leipziger Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) dem Evangelischen Pressedienst (epd). „Wir müssen aber damit rechnen, dass ein ähnliches Dürreereignis zukünftig wieder auftaucht. Und dann sollten wir besser vorbereitet sein, als wir es 2018 waren.“
Marx leitet den Dürremonitor am UFZ. Demnach waren große Teile Deutschlands in den vergangenen fünfeinhalb Jahren von extremer Trockenheit betroffen. Zuletzt hatte sich die Lage gebessert. Die Situation bleibe aber in einigen Bereichen angespannt, sagte Marx. Weiter seien einzelne Regionen im Osten Sachsens, Brandenburgs und Mecklenburg-Vorpommerns zu trocken.
Laut Helmholtz-Zentrum gibt es nach wie vor Schäden in Wäldern sowie Defizite in tief liegenden Grundwasserbeständen, aber auch bei den Wasserständen von Seen und Kleingewässern. Der Klimawandel hat Untersuchungen der Fachleute zufolge dazu geführt, dass sich die Dürre nicht schneller aufgelöst hat. „Über fünfeinhalb Jahre hat die nassere Phase im Winter nicht ausgereicht, um die im heißen Sommer ausgetrockneten Böden wieder aufzufüllen“, sagte Marx. „Das ist ein Klimaeffekt, der zukünftig häufiger auftreten wird.“
Aufatmen könne nach den überdurchschnittlichen Winter-Niederschlägen zumindest die Wald-, Forst- und Wasserwirtschaft, sagte Marx. Zu Beginn der Vegetationsperiode sei so viel Wasser im Boden, dass die Gefahr von extremer Dürre 2024 in diesen Bereichen nicht so groß sei. Ähnliche Prognosen für die Landwirtschaft gelingen aber nicht, da niemand die Niederschläge in der Vegetationsperiode sicher vorhersagen könne.
Der Klimawissenschaftler forderte, Vorkehrungen zum künftigen Umgang mit Dürren zu treffen. Die 2023 vom Bund beschlossene Nationale Wasserstrategie liefert laut Marx den Rahmen dafür. Die Kommunen müssten in Krisensituationen verbindliche Regeln festlegen, wer wann und wie viel Wasser entnehmen darf – und die Entnahmemengen tagesgenau überprüfen. Helfen würde dem Experten zufolge auch, asphaltierte Flächen zu entsiegeln und Moore wieder zu vernässen.
All das seien langfristige Prozesse bis 2030 und darüber hinaus, verbunden mit großen Investitionen. Direkt nach der Krise sei das Bewusstsein dafür hoch, aber je mehr Zeit vergehe, desto weniger konsequent würden sie angegangen, warnte Marx. Das Bundeswirtschaftsministerium schätzt die durch Hitze und Dürre entstandenen Schäden allein für die Jahre 2018 und 2019 auf 35 Milliarden Euro.