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NABU: Erhaltungszustand des Wolfs ist keinesfalls günstig

Der Naturschutzbund (NABU) in Niedersachsen hat die vom Bundesumweltministerium vorgenommene Neubewertung des Erhaltungszustands des Wolfs scharf kritisiert. Erstmals sei der Zustand für die kontinentale Region Deutschlands als „günstig“ an die EU gemeldet worden, obwohl weite Teile Süd- und Südwestdeutschlands nahezu wolfsfrei seien, erklärte der NABU am Mittwoch. Der Umweltverband sehe darin eine politische Einflussnahme auf eine fachlich-wissenschaftliche Einstufung.

„Die Datenlage lässt eine solche Einstufung schlicht nicht zu“, sagte NABU-Sprecher Lamin Neffati. In Bayern, Baden-Württemberg, Thüringen und Hessen lebten nur sehr wenige Wölfe, in manchen Regionen seien die Bestände zuletzt sogar wieder zurückgegangen. Diese Entscheidung der Bundesregierung ignoriere nicht nur die tatsächliche Verbreitung der Wölfe, sondern auch die rechtlichen Vorgaben der EU.

Der Europäische Gerichtshof habe bereits in einem Urteil für Österreich deutlich gemacht, dass bei der Bewertung des Erhaltungszustands nicht allein die nationale Population ausschlaggebend sei, fügte Neffati an. Entscheidend sei auch die Situation in den einzelnen Regionen. Eine Einstufung als „günstig“ dürfe nur dann erfolgen, wenn die Art in ihrem gesamten natürlichen Verbreitungsgebiet in einem stabilen Zustand sei – was für den Wolf in Deutschland derzeit nicht zutreffe.

Das Bundesumweltministerium hatte am Montag einen „günstigen Erhaltungszustand“ des Wolfs nach Brüssel gemeldet. Das ermögliche den Bundesländern künftig eine „leichtere Handhabe im Umgang mit Wölfen, die beispielsweise Weidetiere reißen“, hieß es in einer
Mitteilung des Umweltministeriums. Während Politiker der CDU sowie Schafzuchtverbände die Einstufung begrüßten, weil sie ein besseres Wolfsmanagement ermögliche, warnte der NABU vor „falschen Interpretationen“: Eine als „günstig“ eingestufte Population bedeute keineswegs, dass damit Tür und Tor für eine allgemeine Jagd auf den Wolf geöffnet seien.