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„Macht die Kirchen voll!“

Mit einem fröhlichen Fest ging der dritte Ökumenische Kirchentag in Lippe zu Ende. Festrednerin Margot Käßmann rief dazu auf, auf die Kraft des Glaubens zu vertrauen

Sonnenschein und die historische Schloss-Kulisse gaben den Rahmen für die Hauptveranstaltung des dritten Ökumenischen Kirchentags in Lippe. „Mit diesem dritten Kirchentag sind wir in Lippe den Kirchen auf Bundesebene hinsichtlich der Ökumene wieder einen Kirchentag voraus“, freute sich Landessuperintendent Dietmar Arends bei der Eröffnung des Haupt-Festtags vor rund 1000 Gästen im Park von Schloss Wendlinghausen im lippischen Dörentrup.

Die nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin Hannelore Kraft unterstrich in ihrem Grußwort die Aktualität des Mottos für das Zusammenleben der Menschen weltweit. „Wir leben nicht in verschiedenen Welten, wir teilen die eine Welt mit Menschen in Afrika und anderswo“, so Kraft. Mit Blick auf das Thema Flüchtlinge dankte sie allen, die ihr Herz weit öffnen und sich in ihrem persönlichen Umfeld für Menschen in Not einsetzen. Politik blicke oft nicht weit genug über den Tellerrand hinaus. Umso wichtiger sei es, dass sich auch die Kirche immer wieder mit mahnenden Worten in die Debatte einmische.

Bundestagspräsident Norbert Lammert nannte in einer Bibelarbeit die Reformation als eines der bedeutendsten Ereignisse für die Entwicklung Europas und das europäische Staatswesen. Vor 800 Zuhörern bedauerte er, dass die Kirchenspaltung immer noch nicht überwunden sei. „Wir ducken uns hinter unseren Kirchenmauern, und es stellt sich die Frage, ob wir die Trennung nicht überwinden können oder wollen“, sagte Lammert. Dies sei für ihn die wichtigste Frage mit Blick auf das Reformationsjubiläum 2017.

Zur Ökumene und zum Dialog mit anderen Religionen rief Margot Käßmann auf. In ihrem Festvortrag unterstrich die Reformations-Botschafterin, dass derjenige, der seinen Glauben kennt und in ihm ruht, keine Angst vor dem Fremden haben müsse: „Wenn ich besorgte Menschen höre, dass die Moscheen immer so voll sind, dann kann ich nur sagen: Macht die Kirchen voll, dann braucht ihr keine Angst zu haben.“

In ihrem immer wieder von Beifall unterbrochenen Vortrag nannte die frühere Bischöfin den Dialog eines der wichtigsten Anliegen des Protestantismus: „Das ist der eigentliche Reformations-Stau, in dem wir stecken.“ Ein gelebtes Modell zur Überwindung von Spaltung sei die Leuenberger Konkordie, die zeige, dass Verschiedenes nicht trennend sein müsse.

Unter dem Motto „Weite wirkt“ fand ein einwöchiges Programm in den Kirchengemeinden der Region statt. In diesem Jahr standen die weltweiten Partnerschaften der lippischen Kirchen im Fokus.      rot/epd