Lübeck. Die Hamburg-Lübecker Bischöfin Kirsten Fehrs hat die Gesellschaft dazu aufgerufen, der Trauer insbesondere nach den Brüsseler Anschlägen mehr Raum zu geben. Es brauche Orte, um erst einmal innezuhalten, zu weinen über so viele ausgelöschte Leben und Lebensgeschichten, sagte die Bischöfin am Karfreitag beim traditionellen Kreuzweg durch die Lübecker Altstadt. Zur Trauer gehöre aber auch die Wut, "das Klagen und Schreien über die gemeinen Mörderbanden". Es sei gut und richtig, "dass unser ganzes Land gemeinsam innehält".
Zum Kreuzweg unter dem Motto "Die Werke der Barmherzigkeit" waren einige hundert Menschen gekommen. Der Kreuzweg begann in der St. Jakobi-Kirche und endete am Jerusalemsberg. Der katholische Hamburger Erzbischof Stefan Heße bezeichnet in seiner Ansprache Jesus als das zentrale Bild der Barmherzigkeit.: "Er ist uns vorangestellt. Aus jeder Ikone, von jedem Kruzifix, von jedem Altarbild kommt mir die Botschaft entgegen: So sieht Barmherzigkeit aus." Auch der frühere Ministerpräsident Björn Engholm (SPD) und der schleswig-holsteinische Flüchtlingsbeauftragte Stefan Schmidt hielten Ansprachen.
Wie der Lübecker Kreuzweg entstand
Der Lübecker Kreuzweg ist der "Via Dolorosa" in Jerusalem nachgebildet, den Jesus nach seiner Verurteilung durch Pontius Pilatus bis zur Kreuzigung gegangen sein soll. Die Prozession stand in diesem Jahr unter dem Motto "Verantwortung vor Gott – Verantwortung für die Menschen". Begründet wurde der Kreuzweg von dem Lübecker Kaufmann und Ratsherrn Hinrich Konstin, der 1468 eine Pilgerreise nach Jerusalem unternommen hatte. Er starb 1482 kinderlos und verfügte in seinem Testament, dass von seinem Vermögen ein Kreuzweg gebaut werden sollte. (epd)