26 Jahre war Stephan Rether der Verbindungsmann der katholischen Kirche zur Regierung und Politik in Sachsen-Anhalt. Bei der Verabschiedung würdigten Weggefährten seine Arbeit und Verdienste im Staat-Kirchen-Verhältnis.
Der Leiter des Katholischen Büros Sachsen-Anhalt, Stephan Rether, ist nach 26 Jahren an der Spitze der Verbindungsstelle zwischen Kirche und Politik in den Ruhestand verabschiedet worden. Der Magdeburger Bischof Gerhard Feige würdigte am Mittwoch in einem Abschiedsgottesdienst sein Engagement, seine Fachkompetenz und Kontaktfreudigkeit. Weitere Vertreter aus Politik und Kirche hoben die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Rether hervor.
Der Jurist Rether war zunächst ab 1991 als Referent im Katholischen Büro und Justiziar und ab 1999 dessen Leiter. Auf ihn folgt ab 1. Juli der Politikwissenschaftler Mathias Bethke (40), zuletzt im Landesbildungsministerium zuständig für die Staat-Kirchen-Beziehungen.
Bischof Feige konstatierte, in Deutschland existiere ein “austariertes, nicht immer spannungsfreies, aber letztlich respektvolles und verantwortungsbewusstes Staat-Kirche-Verhältnis”. Es werde immer eine Herausforderung bleiben, im Interesse der Bürger und Bürgerinnen sowie des Gemeinwohls in grundsätzlichen Fragen sich gegenseitig, manchmal auch kritisch anzuregen und in verschiedenen Bereichen zusammenzuarbeiten. “Wir brauchen – so wage ich einmal zu behaupten – einander, um unsere freiheitliche Demokratie und ihre Werte menschenfreundlich zu gestalten und gegen jeglichen Extremismus zu verteidigen.”
Landesbildungsministerin Eva Feußner (CDU), zuständig in der Landesregierung für die Kirchen, würdigte im Namen Rether als “lösungsorientierten, gradlinigen und vertrauensvollen Mitstreiter”. Sie dankte ihm für eine lange, gute und kompetente Zusammenarbeit. Rethers evangelisches Pendant im Amt, Oberkirchenrat Albrecht Steinhäuser, sagte, er habe Rether immer als “wunderbare Ergänzung” erlebt, gerade auch durch Rethers juristischen Blick und seine westdeutsche Prägung. Die gemeinsame Arbeit sei durch eine tiefe Verbundenheit geprägt gewesen.
Rether bilanzierte, für ihn sei es höchst spannend gewesen, nicht nur Zeitzeuge, sondern auch Mitgestalter der gesellschaftspolitischen Entwicklungen seit der Wiedervereinigung gewesen zu sein.
Als wichtige berufliche Wegmarken Rethers nannte Bischof Feige die Vertragsabschlüsse zur Errichtung des Bistums Magdeburg 1994, die Gründung des Instituts für Katholische Theologie und ihre Didaktik an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg 2003, der 800. Geburtstag der Heiligen Mechthild von Magdeburg 2007, das 500-jährige Reformationsjubiläum 2017 sowie die Feiern zum 1025-jährigen Jubiläum des Erzbistums Magdeburg 2018 und zum 25-jährigen Bestehen des Bistums Magdeburg 2019. Herausfordernd sei zudem die Corona-Zeit gewesen.
Rether hat laut Feige nicht nur in vielfältiger und engagierter Weise die Kirche gegenüber der Landesregierung, dem Landtag und anderen gesellschaftspolitischen Einrichtungen und Verbänden vertreten, sondern sich auch um zwischenkirchliche und interreligiöse Kontakte gekümmert sowie um Aktivitäten in Kultur und Medien, Bildung und Erziehung, Migration und Integration. Unter anderem ist er langjähriges Mitglied im Rundfunkrat des MDR.
Die Katholischen Büros sind Verbindungs- und Informationsstelle zwischen Kirche und Politik. Ihre Hauptaufgabe besteht darin, auf den Gebieten der Politik, Gesellschaft sowie Gesetzgebung eine einheitliche Auffassung der katholischen Kirche nach außen zu vertreten. Neben dem Katholischen Büro in Berlin, das für die Bundespolitik zuständig ist, gibt es in jedem Bundesland ein Katholisches Büro, das die Verbindung zur Landespolitik hält.