Kulturräte und Kulturorganisationen mehrerer Bundesländer fürchten harte Einschnitte für die Freie Szene. Sollten die Kulturkürzungen des Bundes für den Haushalt 2025 im November so beschlossen werden, wie sie aktuell vorgesehen sind, werde dies vor allem die freie Szene berühren, erklärten am Mittwoch die Landeskulturräte von NRW und Thüringen gemeinsam mit dem Arbeitskreis niedersächsischer Kulturverbände, der Berliner Kulturkonferenz, dem Forum Kulturverbände Mecklenburg-Vorpommern, dem Landeskulturverband Schleswig-Holstein und der Ständigen Konferenz für Kunst und Kultur in Bayern. „Projekte laufen ins Leere, Foren für die freie Szene werden eingestellt, angestellte Kräfte stehen vor der Kündigung.“
Die Kulturorganisationen der Länder verwiesen auf geplante Kürzungen von bis zu 50 Prozent beim Bundeskulturfonds mit der Stiftung Kunstfonds, dem Fonds darstellende Künste, dem Literaturfonds, Fonds Soziokultur, Übersetzerfonds, Literaturfonds und Musikfonds. Sorge bereite auch die fehlende Erweiterung der Tanzförderung, die Streichung der Zuschüsse für das Bündnis internationaler Produktionshäuser und sinkende Etats für die Bereiche kulturelle Bildung, Digitalisierung, Unterstützung von geflüchteten Künstlern und Aufarbeitung des Kolonialismus.
Die notwendige Einführung von Mindesthonoraren für freie Künstler werde ad absurdum geführt und führe gepaart mit Kürzungen der Projektmittel zu einer Ausdünnung der Fördermöglichkeiten und einer akuten Bedrohung der wirtschaftlichen Lage der Künstlerinnen und Künstler.
Das Haus von Claudia Roth, der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, dürfe sich mit dem inzwischen auf über zwei Milliarden Euro gestiegenen – und auch in diesem Jahr steigenden – Etat nicht auf die Hauptstadtkultur und repräsentative Einzelprojekte beschränken, hieß es. Die Landeskulturvertretungen fordern Roth auf, die Kürzungspläne zurückzunehmen und die betroffenen Etats zu sichern.
Zuvor hatten bereits die Stiftung Kunstfonds und der Kulturrat NRW vor einer strukturellen Gefährdung der deutschen Kunstszene gewarnt. Die Bundesregierung plane eine Halbierung des Kunstfonds-Etats im kommenden Jahr mit einer Kürzung von derzeit 5,25 Millionen Euro auf 2,9 Millionen Euro. Viele Projekte und Formate könnten dann nicht mehr unterstützt werden und gegebenenfalls nicht stattfinden. Die Förderprogramme für Solo-Projekte und Publikation entfielen dann ersatzlos. Die Stiftung Kunstfonds vergibt Stipendien und Zuschüsse, unterstützt Veröffentlichungen und Publikationen und erhält künstlerisches Lebenswerk.
Auch die sechs Bundeskulturfonds hatten die geplanten Kürzungen der Bundesmittel kritisiert. Die Entwürfe für den Bundeshaushalt 2025 werden derzeit im Bundestag beraten und sollen am 29. November verabschiedet werden.