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Landesbischof Meister: Attentätern keine Plattform bieten

Keine Namen, keine Hintergründe – Landesbischof Meister hat eine klare Vorstellung, wie Medien mit Attentätern umgehen sollten.

Landesbischof Ralf Meister
Landesbischof Ralf Meisterepd

Hannover. Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister hat die Medien nach den Anschlägen der vergangenen Wochen dazu aufgerufen, künftig weder Namen noch Familienhintergründe von Attentätern zu nennen. "Wir schenken ihnen nicht einmal die Ehre unserer Verachtung", sagte der Theologe im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Aus der Suizidforschung sei der Nachahmungseffekt bekannt, wenn Namen und nähere Umstände detailliert geschildert würden. "Es scheint, als wenn eine aufgeregte Berichterstattung über Terroranschläge eine ähnlich Wirkung haben könnte", betonte Meister, der auch Ratsvorsitzender der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen ist.
"Wir bewegen uns zurzeit in einer Aufgeregtheitsblase, statt besonnen, klar und nüchtern zu überlegen, was notwendigerweise getan werden müsste", sagte Meister. Das nutzten auch Terroristen und Amokläufer, in dem sie sich mit den menschenunwürdigsten und brutalsten Methoden die von ihnen gewünschte Beachtung holten. "Und da müssen wir deutlich sagen: Diese Bühne geben wir euch nicht."
Die Medien spielten dabei eine Schlüsselrolle. "Diese fortdauernde Informationsflut und unser Umgang damit verursachen auch einen Teil der Hysterisierung in unserem Land." Besonders die sozialen Medien entwickelten sich zusehends zu "einem immer schneller schlagenden Metronom der Aufmerksamkeitsprovokation", erläuterte Meister. "Dieses Bedürfnis, immer, überall und sofort dabei sein zu wollen, hat eine Schattenseite für unsere Psyche und die gesellschaftliche Stimmung." Die permanente Hochaufmerksamkeit könne zu einer andauernden inneren Aufgeregtheit führen oder aber zu einer generellen Ignoranz und Gleichgültigkeit gegenüber den Mitmenschen.

Der Schatz der Kirchen

Die Aufgabe der Kirchen sei in dieser Situation, gelassen zu bleiben und Trost zu schenken. "Die Kirchen verfügen dafür über eine Fülle von Ritualen und Formen, großen Erzählungen und vor allem Trost spendenden Menschen", unterstrich der Theologe. Viele Christen seien nicht nur vor einem Jahr in der Flüchtlingshilfe aktiv geworden, sondern auch dabei geblieben. Sie leisteten Großartiges.
Der große Schatz der Kirchen sei, Menschen aus unterschiedlichen Milieus miteinander zu verbinden, betonte Meister: "Sie bringen die Menschen miteinander in eine Kommunikation, die nicht durch oben und unten, Nation oder Herkunft getrennt ist." Die Demokratie brauche solche vermittelnden Institutionen wie die Kirchen, um die Vielfalt in der Gesellschaft abzusichern.
Die Politik wiederum mache sich in einer aufgeregten gesellschaftlichen Lage dadurch glaubwürdig, dass sie verlässlich agiere, sagte der Landesbischof. Das bedeute vor allem, in wichtigen bundes- und landespolitischen Fragen auch parteiübergreifende Kompromisse zu suchen und sie verlässlich umzusetzen. "Wenn wir dagegen fortwährend entweder schon erzielte oder noch ausstehende Kompromisse zu politischen Spielbällen machen, wird das Vertrauen in unserer politischen Kultur weiter Schaden nehmen." (epd)