“Wir betreten Neuland”, sagt die baden-württembergische Ministerin für Landesentwicklung und Wohnen. Erstmals sollen kirchliche Projekte ausgezeichnet werden, die bezahlbaren Wohnraum schaffen. Kirchen begrüßen den Preis.
Das Land Baden-Württemberg will mit einem neuen Preis die Umwandlung von leerstehenden kirchlichen Immobilien in bezahlbaren Wohnraum voranbringen. Mit dem Preis “Kirche und bezahlbares Wohnen” würdige man erstmals kirchliche Projekte und Initiativen, “die auf innovative Weise zur Schaffung von bezahlbarem Wohnraum beitragen”, teilte das Ministerium für Landesentwicklung und Wohnen am Montag in Stuttgart mit. Das Land wolle so die Kirchen und Kommunen landesweit dabei unterstützen, “das große kirchliche Potenzial für Wohnraum zu heben”, sagte Ministerin Nicole Razavi (CDU).
Bistümer und Landeskirchen in Baden-Württemberg begrüßten den neuen Preis. Die Erzdiözese Freiburg erklärte auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA), der neue Landespreis setze “ein gutes Signal”. Er mache gelungene Beispiele sichtbar und stärke Kooperationen zwischen Kirche, Kommunen und Wohnungswirtschaft.
“Schätzungen zufolge werden in Baden-Württemberg in den kommenden 10 bis 15 Jahren rund 5.000 kirchliche Immobilien und Liegenschaften frei”, erläuterte das Ministerium. Mit dem Preis sollen Projekte gewürdigt werden, “die kirchliche Immobilien transformieren, Leerstand aktivieren oder durch Neubau auf kirchlichem Grund neue Perspektiven für bezahlbaren Wohnraum schaffen”, so Razavi.
Teilnehmen können Kirchengemeinden, kirchliche Träger, Initiativen, Planer sowie Vertreter der Bauwirtschaft und des Handwerks.
Das Gesamtpreisgeld beträgt 50.000 Euro. Wie es aufgeteilt wird, hänge von der Zahl und der Qualität der Bewerbungen ab, die eingereicht würden, hieß es.
“Wir betreten hier Neuland”, sagte Razavi. “Ich bin sehr gespannt, welche Projekte und Initiativen wir mit diesem Preis zutage fördern.” Eine Fachjury werde die eingereichten Arbeiten bewerten. Bewerbungen seien bis einschließlich 12. Oktober 2025 möglich.
“Wir prüfen, ob und mit welchen Projekten wir uns beteiligen”, sagte der Sprecher des Erzbistums Freiburg, Michael Hertl. “Wir arbeiten seit Jahren daran, kirchliche Liegenschaften – wo es sinnvoll und möglich ist – für bezahlbaren Wohnraum zu öffnen, zum Beispiel durch Umnutzungen, Nachverdichtung oder Erbbaurechtsmodelle in Zusammenarbeit mit kommunalen und zivilgesellschaftlichen Partnern”, erläuterte er.
Doch ist der neue Preis nicht auch eine Aufforderung des Landes an die Kirchen, zügiger in diesem Bereich tätig zu werden? “Der Preis ist für uns Ansporn und Unterstützung, kein Vorwurf”, sagte Hertl. “Tempo und Umfang werden jedoch stets von Faktoren wie Denkmalschutz, Baurecht, Wirtschaftlichkeit und der Sicherung pastoraler Aufgaben vor Ort bestimmt. Wo diese Voraussetzungen gegeben sind, treiben wir Projekte zügig voran.”
Die badische evangelische Landeskirche erklärte, der neue Preis sei vermutlich in Folge von Gesprächen einer Minsteriums-Arbeitsgruppe als Idee entwickelt worden. In dieser Arbeitsgruppe seien auch die vier Kirchen im Land “auf baufachlicher Ebene vertreten” gewesen. “Der Preis selbst wurde laut unserer Bauchfachabteilung allerdings nicht in dieser Arbeitsgruppe besprochen”, erläuterte die Pressestelle der badischen Landeskirche in Karlsruhe.
Grundsätzlich begrüße die Landeskirche die Neuerung. “Der Preis ermöglicht, Best-Practice-Beispiele einem breiteren Publikum zugänglich zu machen, damit eine größere Öffentlichkeit davon profitieren kann.” Das Land versuche an verschiedenen Stellen, “die Kirchen bei den herausfordernden Veränderungsprozessen zu unterstützen”. Es gehe um eine “gemeinsame Verantwortungsübernahme für unsere Gesellschaft”.