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Kunstverein Schwerin zeigt Werke der Fotografin Cora Pongracz

Der Kunstverein in Schwerin will am 29. August (19 Uhr) die Ausstellung „8 erweiterte portraits“ eröffnen, die das Werk der österreichischen Fotografin Cora Pongracz (1943-2003) in den Mittelpunkt stellen und einen Dialog über weibliche Identität und Gleichstellung ermöglichen soll. Aufgrund der jüdischen Abstammung ihrer Mutter habe die ursprünglich aus Wien stammende Familie Pongracz ins Exil nach Argentinien fliehen müssen „und konnte erst 1956 nach Europa, genauer nach Deutschland, zurückkehren“, teilte der „Kunstverein für Mecklenburg und Vorpommern in Schwerin“ mit. Die in Argentinien geborene Cora Pongracz habe eine Fotoschule in der Nähe von Frankfurt a. M. absolviert und anschließend an der Akademie der Bildenden Künste in München studiert. Ende der 1960er Jahre sei sie nach Wien gegangen.

Cora Pongracz gelte heute als eine der bedeutendsten Dokumentaristinnen des Wiener Aktionismus, hieß es. Ihr künstlerisches Schaffen sei jedoch lange in Vergessenheit geraten. Die Schweriner Ausstellung sei die erste institutionelle Präsentation ihrer fotografischen Praxis in Deutschland.

Ein häufiges Merkmal ihrer Aufnahmen sei die Vorliebe für transitorische Momente. Anstatt markante Posen ins Bild zu bannen, habe Pongracz Augenblicke des Übergangs bevorzugt. Sohabe sie eine fotografische Formsprache entwickelt, „die genderpolitische Fragestellungen sowie später auch – beeinflusst durch ihre eigene mentale Gesundheit – Diskurse der Inklusion aufgriff und übersetzte“, erklärte der Kunstverein.

Für die Ausstellung in Schwerin werde eine der bedeutendsten Werkgruppen, die „8 erweiterte portraits“ (1974), erstmals in ihrer Gesamtheit präsentiert. Die konzeptionelle Serie kombiniere innerhalb von acht Porträts jeweils zwei Aufnahmen der ausgewählten Frauen mit fünf assoziierten Motiven. Diese würden von den Porträtierten selbst vorgegeben, indem sie der Fotografin ihre Lieblingsorte, Lebenspartner, Kinder oder Gegenstände und Unternehmungen von individueller Bedeutung
nannten.

Die acht repräsentierten Frauen werden laut Mitteilung nicht namentlich genannt. Als in der damaligen Wiener Kunstszene bekannte Personen seien sie aber leicht identifizierbar, darunter Trude Ernst-Rindt, Lore Kuntner, Mira Csarmann und Christiane Dertnig.

Um Pongracz’ Vorgehen innerhalb heutiger gesellschaftlicher Diskurse zu reflektieren, werde eine Reihe von zeitgenössischen Kunstschaffenden eingeladen, durch eigene Fotografien, Texte, Performances und mehr auf Pongracz’ Werk zu reagieren und es in Beziehung zu setzen. Dazu gehörten unter anderem Seiichi Furuya, Marietta Mavrokordatou und Paul Niedermayer. Die Ausstellung wird bis zum 11. Januar 2026 präsentiert.