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Kirchen warnen in Kölner Synagoge vor aufflammendem Antisemitismus

Vertreter der katholischen und der evangelischen Kirche in Köln haben sich besorgt über den aufflammenden Antisemitismus in Deutschland geäußert. „Der Antisemitismus war nie besiegt und weg, sondern er war immer latent da und tritt nun erschreckend offen zutage, vor allem in den Demonstrationen in deutschen Städten“, sagte der katholische Stadtdechant von Köln, Robert Kleine, am Donnerstagabend laut einer Mitteilung in der Kölner Synagoge anlässlich des Gedenkens an die Reichspogromnacht in der Domstadt vor 85 Jahren.

Angesichts dieser Entwicklung seien eine „klare Haltung und konsequentes Handeln gefragt“, betonte Kleine. „Hetze gegen jüdische Menschen ist unerträglich und darf in unserem Land nicht geduldet werden, von niemandem und in keiner Form!“

Der Stadtsuperintendent des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region, Bernhard Seiger, verwies darauf, dass für die deutsche Politik das Existenzrecht Israels „Staatsräson“ sei. Ebenso müsse es von den Kirchen klar und deutlich heißen: „Die christlichen Kirchen können nicht existieren, ohne klar an der Seite des Volkes Israel zu stehen und ohne ihre jüdischen Wurzeln zu achten!“ Deshalb sei es notwendig, etwa durch die Teilnahme an Demonstration seine Solidarität mit Israel zu zeigen.

Der Geschäftsführer der Kölnischen Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit, Jürgen Wilhelm, erinnerte daran, dass am 9. November 1938 alle sieben Synagogen in Köln zerstört wurden. „Die sogenannte Reichspogromnacht war nicht der Beginn antisemitischer Hetze, Verfolgung und Ausgrenzung, doch er stellte eine Zäsur dar. Juden in Deutschland mussten fortan um Leib und Leben fürchten, und sie konnten keinerlei Hilfe von staatlichen Institutionen oder der Zivilgesellschaft erwarten“, sagte Wilhelm laut einer Pressemitteilung.

Wilhelm verwies darauf, dass der Angriff der Terrormiliz Hamas vom 7. Oktober dieses Jahres auf Israel „eine erneute Zäsur in der jüngeren jüdischen Geschichte“ darstelle. „Auf den Schock über die gezielten Massenmorde und schrecklichen Geiselnahmen, folgte der Schock angesichts der Empathielosigkeit von Nichtjuden in vielen Ländern der Welt, namentlich vieler Muslime, die die Taten der Terroristen bejubelten“, kritisierte Wilhelm.

Es sei „völlig inakzeptabel, dass es gerade hier bei uns in Deutschland Hunderte von politischen Aktionen gibt, die sich geschichtslos brutal gegen Israel richten und die Morde der Hamas bejubeln“, mahnte Wilhelm. Es gebe offene Drohungen gegen jüdische Schüler an deutschen Schulen und propalästinensische Demos mit hasserfüllten Inhalten. Gefordert seien nun Zivilcourage und „vernehmbare öffentliche Zeichen der Solidarität“. Auch ein „konsequentes Handeln des Staates“ sei nötig, wenn er „provokant herausgefordert wird“.