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Kinderarmut – Wohlfahrtsverbände werfen Politik Wegschauen vor

Wer bei Kindern spart, spart an der Zukunft. Davon sind die Wohlfahrtsverbände in Bayern überzeugt. Von den politisch Verantwortlichen erwarten sie Lösungen, um die Not nicht zu verschärfen.

Die Wohlfahrtsverbände in Bayern schlagen anlässlich des Weltkindertags (20. September) Alarm: Trotz wirtschaftlicher Stärke lebten im Freistaat weit über 200.000 Kinder in Armut oder seien davon bedroht. “Politische Lösungen? Fehlanzeige! Weder der Koalitionsvertrag der Bundesregierung aus SPD und CDU/CSU noch aktuelle Reformen liefern Ansätze, wie Kinderarmut wirksam bekämpft werden kann”, heißt es in einer am Freitag in München veröffentlichten Stellungnahme.

Zugleich wird darauf verwiesen, dass laut Statistik die Armutsgefährdungsquote bei unter 18-Jährigen in Deutschland von 14 Prozent im Jahr 2023 auf 15,2 Prozent im Jahr 2024 gestiegen ist. “Es ist ein politischer Offenbarungseid, dass in Deutschland jedes siebte Kind in Armut lebt – und die Bundesregierung kein Konzept dagegen hat. Die Diskussion um Einsparungen beim Bürgergeld stigmatisiert Menschen in Armut und verschärft die Not der Kinder”, warnte Bayerns Landes-Caritasdirektor Andreas Magg. Er ist derzeit auch Vorsitzender der Freien Wohlfahrtspflege im Freistaat.

Die vieldiskutierte Kindergrundsicherung, die Armut durch eine gebündelte und zielgerichtete Familienleistung aus einer Hand bekämpfen sollte, sei politisch gescheitert, heißt es. Im Koalitionsvertrag zwischen SPD und CDU/CSU finde sich kein Hinweis auf eine Neuauflage. Nur eine leichte Erhöhung bei den Teilhabeleistungen sei angedacht, die ohnehin kaum bei den Betroffenen ankämen. Stattdessen werde erneut über Kürzungen beim Bürgergeld diskutiert – mit direkten Auswirkungen auf die Schwächsten der Gesellschaft.

“Wer bei Kindern spart, spart an der Zukunft unseres Landes. Es braucht endlich den politischen Willen, Kinderarmut nicht nur zu beklagen, sondern wirksam zu bekämpfen”, forderte Magg. Armut grenze Kinder aus. Sie hätten oft keine passende Kleidung, starteten hungrig in den Tag oder wohnten in beengten Wohnverhältnissen ohne passende Orte zum Lernen. Studien belegen der Mitteilung nach, dass Armut im Kindesalter gesundheitliche, soziale und emotionale Spuren hinterlasse. Die Folgen reichten bis ins Erwachsenenleben und zeigten sich in geringeren Bildungschancen, schlechterer Gesundheit und höherer Arbeitslosigkeit.

In der Freien Wohlfahrtspflege Bayern sind das Bayerische Rote Kreuz, die Arbeiterwohlfahrt, der Landes-Caritasverband Bayern, die Diakonie Bayern, der Landesverband der Israelitischen Kultusgemeinden in Bayern und der Paritätische Wohlfahrtsverband Bayern organisiert. Gemeinsam erbringen die Verbände eigenen Angaben zufolge rund 75 Prozent aller sozialen Dienstleistungen in Bayern.