“Advent, Advent, ein Lichtlein brennt…” Bald ist es wieder soweit. Die besondere Zeit des Wartens beginnt. Doch welche Bedeutung hat Advent noch, wenn schon lange vorher Lebkuchen locken und Weihnachtsmärkte öffnen?
Am 1. Dezember beginnt in diesem Jahr die Adventszeit. Aber was bedeutet eigentlich Advent? Woher kommen Adventskalender, Adventskranz und andere Bräuche? Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) beantwortet diese und andere Fragen rund um den Advent:
Advent kommt vom lateinischen “adventus” für “Ankunft”. Für Christen ist der Advent die Zeit des Wartens und der Vorbereitung auf die Geburt Jesu. Diese Ankunft des Gottessohns auf Erden – als Kind im Stall von Bethlehem – wird an Weihnachten gefeiert.
Sie beginnt immer am vierten Sonntag vor dem ersten Weihnachtstag (25. Dezember). Im längsten Fall kann sie also 28 Tage dauern und schon am 27. November beginnen, im kürzesten 22 Tage, wenn sie erst am 3. Dezember anfängt.
In der Zeit der frühen Christen dauerte der Advent als Bußzeit vor Weihnachten sogar 40 Tage – genau wie die Fastenzeit vor Ostern – und begann um den Martinstag (11. November). Papst Gregor der Große (590-604) legte dann fest, dass die Adventszeit nur die vier Sonntage vor Weihnachten umfassen soll.
Für die Kirche gehören zur Vorbereitung auf die Menschwerdung Gottes auch die Themen Buße, Vergebung und Besinnung. Äußere Zeichen sind die violetten Messgewänder, die sonst nur in der Fastenzeit genutzt werden. Diese liturgische Farbe des Fastens steht seit dem Mittelalter für Buße und Umkehr. Im Alltag ist die Tradition des Fastens im Advent aber heute kaum noch verbreitet.
1839 kam der evangelische Theologe und Pädagoge Johann Hinrich Wichern (1808-1881) auf die Idee. Im “Rauhen Haus” in Hamburg betreute er arme Kinder und Jugendliche, denen er die Vorfreude auf Jesu Geburt auf eine leicht verständliche und sinnlich wahrnehmbare Art näherbringen wollte. Sein schlichter Adventskranz bestand aus einem hölzernen Wagenrad mit Tannenzapfen und Kerzen, die Licht in die dunkle Zeit bringen sollten.
Außerdem verweisen sie auf Jesus als “Licht der Welt”. Dabei standen vier dicke weiße Kerzen für die Adventssonntage und kleine rote Kerzen dazwischen für die Werktage. Seit 1860 wurde der Kranz auch mit Tannengrün geschmückt als Zeichen der Hoffnung und des Lebens. Anfang des 20. Jahrhunderts hielt der Kranz Einzug in die bürgerlichen Wohnstuben. Dabei fielen die Werktagskerzen weg und nur die vier dicken Kerzen blieben übrig.
Die genauen Ursprünge sind unklar. Im 19. Jahrhundert gab es Vorläufer wie stückweise abzubrennende Kerzen, Abreißkalender oder Kreidestriche auf der Wand, die die Kinder nach und nach wegwischen durften. Anfang des 20. Jahrhunderts brachte eine evangelische Buchhandlung in Hamburg eine Uhr auf den Markt, bei der Kinder mit Hilfe eines verstellbaren Zeigers die zwölf Tage vor Heiligabend rückwärts zählen konnten.
In dieser Zeit verkaufte der Münchner Verleger Gerhard Lang auch den ersten kommerziellen Kalender mit 24 Klebebildern. Bald setzte sich der Kalender mit 24 Türchen durch, hinter denen sich Bilder, Schokolade oder kleine Geschenke verbergen. Der Brauch soll vor allem Kindern die Wartezeit bis Weihnachten verkürzen.
Der Blick in die Supermärkte und Drogerien zeigt: Inzwischen gibt es – auch für Erwachsene – fast nichts mehr, was nicht schon in Adventskalendern zu finden war: von Bierdosen über Werkzeug und Hundeleckereien bis zum Erotik-Spielzeug. Die Kirchen setzen der Kommerzialisierung und Banalisierung zum Teil schlichte Kalender mit nachdenklichen Texten entgegen, aber auch tägliche Aktionen im Internet oder den Brauch des “lebendigen Adventskalenders”. Dabei öffnet beispielsweise an jedem Abend im Advent eine Familie in der Gemeinde ihre Tür für Begegnungen mit anderen.
Der Adventskalender ist ein typisch deutscher Brauch, der darüber hinaus fast nur noch in den USA eine Rolle spielt, wohin US-Soldaten nach dem Krieg die bunten Kalender aus Deutschland schickten. Auch selbst gemachte und individuell befüllte Kalender sind in bestimmten Kreisen beliebt.
Laut einer ganz neuen Umfrage von Anfang November 2024 besaß zu der Zeit schon jeder zweite Deutsche einen Adventskalender für dieses Jahr. Knapp 15 Prozent hatten ihn geschenkt bekommen, mehr als jeder Dritte dagegen hatte sich selbst einen gekauft. Rund 70 Prozent der Befragten war es “eher wichtig” bis “sehr wichtig”, in der Adventszeit einen Kalender zu besitzen.
Viele Menschen teilen offenbar gern die Freude am Adventskalender: So erklärten 42 Prozent, jedes Jahr solch einen Kalender zu verschenken – an Partner, Kinder, Freunde oder Eltern. 16 Prozent besorgen sogar ihrem Haustier einen ein Exemplar.
Laut Umfrage gibt jeder Fünfte zwischen 50 und 100 Euro für Adventskalender aus, 40 Prozent zwischen 20 und 50 Euro. Mehr als jeder zweite Befragte hat oder möchte einen Kalender mit Süßigkeiten, knapp jeder Dritte einen selbstgebastelten Adventskalender. Mehr als jeder Fünfte findet wiederum Erotikkalender gut. Und fast jeder Zweite (47,9 Prozent) hat schon mal alle Türchen auf einmal geöffnet.
Der Name des Hilfswerks der deutschen Katholiken für Lateinamerika leitet sich ab von der lateinischen Vaterunser-Bitte “Adveniat regnum tuum” (“Dein Reich komme”). Traditionell startet Adveniat am ersten Advent seine bundesweite Jahresaktion – diesmal in Königsbrunn bei Augsburg. Die Aktion endet mit der Weihnachtskollekte in allen katholischen Gottesdiensten.