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Katholiken feiern bundesweit Fronleichnam

Freiluftgottesdienste, Blumenteppiche und Schiffsprozessionen: Fronleichnam ist ein sehr farbenfrohes Fest. Bundesweit gingen Katholiken am Donnerstag auf die Straße

Mit feierlichen Prozessionen und Gottesdiensten unter freiem Himmel haben die Katholiken in Deutschland am Donnerstag das Fest Fronleichnam gefeiert. Der mittelalterliche Name bedeutet so viel wie “Fest des Leibes und Blutes Christi”; das Fest erinnert an die Gegenwart Jesu im Sakrament der Eucharistie.

In vielen Städten fanden Freiluftmessen auf zentralen Plätzen statt. Auch Jahrhunderte alte Traditionen wie die Seeprozession auf dem Staffelsee in Oberbayern oder die seit dem 14. Jahrhundert überlieferte “Mülheimer Gottestracht” auf dem Rhein in Köln lebten auf. Mancherorts werden zu Fronleichnam Blumenteppiche auf dem Prozessionsweg gelegt.

In Berlin feierten am Abend mehrere tausend Katholikinnen und Katholiken mit Blechbläsern und ungezählten Fahnen auf dem Bebelplatz den Fronleichnamsgottesdienst. Rund 6.000 Menschen nahmen nach Angaben der Veranstalter beim Deutschen Katholikentag an einem ökumenischen Gottesdienst auf dem Domplatz in Erfurt teil.

Der gastgebende Bischof Ulrich Neymeyr sagte in seiner Predigt, Christen dürften sich nicht entmutigen lassen in ihrem Einsatz für Gerechtigkeit und Frieden – “auch wenn wir damit auf Ablehnung stoßen”.

Auch der Magdeburger Bischof Gerhard Feige wandte sich gegen die Vorstellung, Kirche dürfe sich nicht in die Politik einmischen. In seinem Predigttext zur katholischen Fronleichnamsfeier am Abend in Erfurt erinnerte er an die Zeit des Nationalsozialismus und Kommunismus, in der der Glaube ins Private zurückgedrängt werden sollte.

Auch heute versuchten manche Gruppierungen wieder, Religion ins Abseits zu drängen, sagte Feige. Unter Verweis auf die Neutralität des Staates und den weltanschaulichen Pluralismus werde die Kirche aufgefordert, sich auf ihre Kernkompetenz zu konzentrieren und lediglich die religiösen Bedürfnisse ihrer Mitglieder zu erfüllen. Feige hielt dagegen: “Wenn es grundsätzlich und konkret um die Würde und Freiheit eines jeden Menschen geht, die Achtung der Menschenrechte und das Gemeinwohl, den Frieden und die Bewahrung der Schöpfung, können und dürfen wir als Kirchen nicht schweigen.”

Im Augsburger Dom äußerte sich Bischof Bertram Meier ähnlich politisch. Er sieht in Fronleichnamsprozessionen ein Mittel gegen Gleichgültigkeit und Unwissenheit. Diese Prozessionen seien eine echte Provokation, sagte Meier laut Predigtmanuskript. “Wenn wir nachher auf die Straße gehen, wollen wir die Menschen provozieren, sie herauslocken aus ihrer Reserve, aus ihrer Gleichgültigkeit und Unwissenheit; ja, vielleicht erwächst daraus sogar eine neue Nachdenklichkeit darüber, was wir denn da tun als katholische Christinnen und Christen.”

Außerdem rief der Bischof zur Teilnahme an der Europawahl auf: “Die Irrwege, die unser Volk vor knapp hundert Jahren gegangen ist, dürfen sich nicht wiederholen. Wir wollen solche Wege nicht gehen. Sie schaden unserer Stadt, sie schaden unserem Land, sie schaden Europa”, führte Meier aus.